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J. « die Aufmerksamkeit gelenkt. ^) Es ist ein GrTtndzug im Illustrationswesen des i^ten und löten yahrhunderts, dass, sobald für ein häufig gedrucktes Buch ein Illustrationscykltts festgestellt ist, dieser auch in allen folgenden Ausgaben stereotyp festgehalten wird. Als im yahre 1510 Johann Knoblouch in Sirassburg die 8te A?tsgabe von des Guido de Columna »Histori von der Zerstörung der Stadt Troia* druckte, venvendefc er darin dieselben Holzschnitte , welche bereits Zainer in Augsburg in seiner um 14JO erschienenen ersten Ausgabe gebraucht hatte. In der izten Ausgabe der von Johann Hartlieb verfassten > Geschichte des grossen Alexander nach Eusebius i , welche Mathias Hupfuff in Strassburg 1^14 veranstaltete, findet man dieselben Illustrationen, welche yohann B'dmler in Augsburg für seine Ausgabe von i^yj hatte anfertigen lassen. Aehnlich ist es bei den verschiedenen Aus- gaben des Hortus sanitatis, des Meisters Elucidarius, der vierund- su>anzig Alten, des Rolevinkschen Fasciculus temporum, aes Spiegels der menschlichen Behältnis s , des Belial , der Verzückungen des Tondalus, des Seelenwurzgartens , des Horologium devotionis und ') Salomon Voegelin' Ergäniungen un4 Nach Weisungen lum IIolischiiLtlwerk llans Ilulbeins d. ]., KepertoHum fitr Kunstivissenschafl [I p. 162 und 312, V. p. 179. vieler anderer Lieblings bücher des i^ten und i6te7i Jahrhunderts. Nur selten wurden die alten Holzstöcke nett umgearbeitet^ wie es z B, Heinrich Steiner ui Augsburg that, als er i^^i die ^te Aus- gabe von Boccaccio' s » Compendium de praeclaris mulieribus « ver- anstaltete y oder als er 1536 Ulrich von Reichenthals Beschreibung des Concils von Kostnitz wiederholte. Fast nie wurden für die spätere Auflage eines Buches völlig neue Compositionen angefertigt. So nah es lag, auch für das Gebiet der Bibelillustration einen solchen Zusammenhang zwischen den Holzschnitten früherer und späterer Ausgaben anzunehmen ^ so war dieser Punct doch von Woltmanny als er das lote Capitel eines Holbein schrieb ^ vollständig ausser Acht gelassen worden. Holbeins Illustrationen zur Apokalypse und zu den Petrischen Ausgaben des Alten und Neuen Testamentes galten Woltmajtn als freie Originalschöpfungen des Meisters. Erst Voegelin wies nach, wie eng sich Holbein bei diesen Compositionen an Blätter der kölnischen Bibel von 1480 und an solche der Witten- bergischen Bibelausgaben angeschlossen hatte. Dieser Zusammenhang in den Illustrationen der deutschen Bibeln atis den Jahren i^yo bis i^jo soll hier des Näheren verfolgt werden. Als bibliographische Grundlage dienen die verschiedenen die Bibel betreffenden Schriften Panzers}) *) Georg Wolfgang Panzer: Litterarische Nachricht von den allerältesten gedruckten deutschen Bibeln aus dem I5ten Jahrhundert. Nürnberg 1777. Idem : Geschichte der Ntirnbergischen Ausgaben der Bibel, Nürnberg 1778. Idem: Ausführliche Beschreibung der ältesten Augsburgischen Ausgaben der Bibel, Nürn- berg 1780. Idem : Versuch einer kiirzen Geschichte der römisch-katholischen deutschen Bibelüber- setzung, Nürnberg 1781. Idem : Entwurf einer vollständigen Geschichte der deutschen Bibelübersetzung Dr. Martin Luthers, Nürnberg 1783. CAP. I. DIE DEUTSCHEN BIBELN VOR LUTHER. ! Nter den vor Luther gedruckten deutschen Bibeln erschien die erste 1462 bei Fust und Schöffer in Mainz, die zweite 1466 bei Johann Mentel in Strassburg. Beide haben keine Illustrationen. Die erste Ulustrirte deutsche Bibel,') die dritte in der l. Reihe der deutschen Bibeln, entstand um 1470 durch die Bemühungen des Augsburger Notars Jodoc Pflanzmann, dessen Name sich in den dor- tigen Steuerbijchern von 1470 — 1497 und zwar zuerst unter der Orts- bezeichnung »St. Antonin«, von 1490 an unter der Rubrik sAuf unser Frauen Graben« vorfindet. Sie ist mit 55 je eine Columne einnehmenden, gewöhnlich 105 mm hohen und 80 mm breiten, dem ersten Capitel jedes Buches vorgesetzten Holzschnitten versehen. Der erste schildert die Schöpfung. Gottvater, ein alter Mann mit langem schwarzen Gewände und grauem Haupt- und Barthaar hält in der linken Hand eine grosse Scheibe und macht mit der rechten ein Zeichen. Auf der Scheibe sieht man Sonne, Mond und Sterne, eine mittelalterliche, rosaroth gemalte, mit Thürmen befestigte Stadt, Felsen, Bäume, einen Hasen und schon säuber- lich in rothen Rock und blaue Beinkleider gehüllt den ersten Menschen. In dem Bilde der Erschaffung der Eva kommt dieselbe mittelalterliche Stadt mit ihren Mauern und Thürmen vor. Im weiteren Verlauf wird die Verwendung der nämlichen Holzstöcke fiir ähnliche Gegenstände in der ausgedehntesten Weise betrieben. Ein alter Mann mit Turban und langem Gewände, der in einem Zimmer an einem Tische sitzt und die Hand in ein aufgeschlagenes Buch legt, muss für die ganze Reihe der ') Gl. fol. — s. I.e. a. — Hain, Repertorium biUlit^rapliic , litleraiische Nachricht p. 61. nl. P.417N0.3131. Propheten seine Dienste thun. Nur durch das Colorit wird Abwechselung geschafft. In rothem Gewände bezeichnet er den Jonas, in blauem den Micha, in grünem den Nahum, in weissem den Habakuk. Eine jugend- liche Figur mit langen blonden Locken und einer Krone auf dem Haupte stellt die verschiedensten Könige dar. Ein Mann, der auf einem gelben Throne vor einer rosaroth angestrichenen Mauer in einer grünen bergi- gen Landschaft sitzt, ein Buch in der rechten Hand hält und an die Brust drückt, vertritt den Apostel- und Evangelistentypus. Er erscheint als Petrus, Paulus, Jacobus, Johannes; als Petrus trägt er ein rothes Gewand mit blauem Mantel, als Paulus ein blaues mit rothem. Die Holzschnitte sind vollkommen in Spielkartenmanier gehalten, die Figuren nur in den Umrissen dargestellt, alle darauf berechnet illuminirt zu werden. Geschicht- liche Ereignisse sind gar nicht illustrirt. Die zweite illustrirte deutsche BibeP) ging ums Jahr 1472 aus der 2. Officin des Nürnbergischen Erstlingsdruckers Johann Sensenschmidt her- vor, der im Jahre 1470 im Vereine mit Heinrich Kefer aus Mainz die Buchdruckerkunst daselbst auszuüben anfing und sich früh mit dem Nürn- berger Frisner verband. Während in der ersten (Pflanzmannschen) Bibel die Holzschnitte selbständig waren, füllen hier die 73 Bilder, von denen 23 dem ersten, 50 dem zweiten Theil angehören, den leeren Raum der grossen Anfangsbuchstaben der einzelnen Bücher aus. Durch diese Ein- ordnung der figürlichen Darstellung in die Umrisse der Buchstaben war naturgemäss die Formgebung engen Schranken unterworfen, doch sind die Holzschnitte von einer grossen Mannigfaltigkeit ; nur ein einziger wird zweimal angewendet. Der erste vor dem Prologe des Hieronymus zeigt in dem Buchstaben B einen Bischof und einen Abt, die mit einander ein Buch halten. Der zweite vor dem ersten Buch Moses, welcher die Initi- ale T umgibt, stellt die Schöpfung in ähnlicher Auffassung wie die Pflanz- mannsche Bibel dar. Der dritte Holzschnitt vor dem zweiten Buche Moses zeigt in dem Buchstaben D den Durchgang der Israeliten durchs rothe Meer. Der vierte vor dem dritten Buche Moses ebenfalls in einem D Moses und Aaron, davor die Israeliten. Der fünfte vor dem vierten Buche Moses in einem U Moses und Aaron, davor die Israeliten, in der Mitte einen Baum. Der sechste vor dem fünften Buche Moses in einem D Mo- ses, wie er auf dem Berge die Tafeln von Gott empfangt und sie den Israeliten einhändigt. Der siebente vor Josua in einem U die beiden Kundschafter mit der Traube. Der achte vor dem Buch der Richter in ') Fol. — s. 1. e. a. — Panzer, Annalen der älteren deutschen Litteratur p. 13, Supple- mente p. 2. — Ebert, Bibliographisches Lexikon No. 2165. — Kehrein p. 37. — Panzer, litterarische Nachricht von den allerältesten gedruckten deutschen lUbeln p. 30 ff. — Freitag, Nachricht von seltenen Büchern I, 12 ff. 5 einem N mehrere von den Aeltesten, die hinter einander auf zwei Bänken sitzen. Der neunte vor Ruth in dem Buchstaben J rechts Ebimelech und Naemi; links Boas und Ruth, die von einem Priester zusammengethan werden. Der zehnte vor dem ersten Buch der Könige in einem E oben Eli und Hanna, unten Saul mit Samuel. Der eilfte vor dem zweiten Buche der Könige in einem U oben David und Goliath, unten die Phi- lister mit der Bundeslade. Der zwölfte vor dem dritten Buch der Könige in einem U Salomo auf dem Thron und die Weiber mit den beiden Kindern. Der dreizehnte vor dem vierten Buch der Könige in einem U Ahasias im Bette und Elias' Himmelfahrt. Der vierzehnte vor dem ersten Buch der Chroniken in einem A die Schöpfung, den Fall Adams und Noah in der Arche. Der fünfzehnte vor dem zweiten Buch der Chroniken Salomo und die Königin von Saba. Der sechzehnte vor dem ersten Buche Esrah in einem J oben Medien und Persien, unten Esrah und Cyrus. Der siebzehnte vor dem zweiten Buche Esrah den Bau des Tem- pels. Der achtzehnte vor dem dritten Buche Esrah in einem U den opf- ernden Josias. Der neunzehnte vor dem Buche des Tobias in einem T oben Babylon, unten Salmanassar und Tobias. Der zwanzigste vor dem Buche Judith in einem U Judith und Holofernes. Der einundzwanzigste vor dem Buch Esther in einem J Ahasverus, Esther, Mardochai und Ha- man am Galgen. Der zweiundzwanzigste vor dem Buche Hiob in einem E oben Gott und Satan, unten Hiob und sein Weib. Der dreiundzwanz- igste vor den Psalmen in einem S David mit Buch und Harfe. Aehnlich sind die 50 Holzschnitte des zweiten Theiles. Die einzelnen Personen sind gewöhnlich durch beigesetzte Namensbezeichnungen kenntlich ge- macht. Ueber der Genesis ist ausserdem ein grösserer (h. 125 br. 185) selbständiger Holzschnitt. In der Mitte ist eine runde Scheibe. Darin thront oben Gottvater, links beten die Seligen, rechts erschlägt ein Engel die Gottlosen. Unten ist das von einer Mauer umgebene Paradies, wo Adam und Eva unter dem Baume der Erkenntniss stehen ; rechts und links hat man Ausblick auf Städte. Die Zwischenräume zwischen der runden Scheibe und den Ecken des Holzschnittes sind durch die vier Evangelistensymbole ausgefüllt. — Auf dem vierzehnten Holzschnitt vor dem Buch der Chroniken sind in dem Querstrich des A die Buchstaben S. A.I. V.R. angebracht, die aber nur ornamentale Bedeutung haben werden. Die dritte illustrirte Bibel druckte in den Jahren 1473 — 1475 Günther 3. Zainer in Augsburg^) und wiederholte darin die 73 Holzschnitte der Sensen- schmidtschen Bibel. *) Gr. fol. — Hain, Repertorium bibliographicum I, i p. 418 No. 3133. — Panzer, An- nalen der alten deutschen Litteratur I p. 14 No. 12. — Panzer, Litterarischc Nachricht von den alleräl testen Bibeln p. 40 ff. 4. In seiner deutschen Bibel von 1477 wiederholte er sie zum zweiten Mal ') und fügte am Schlüsse jedes der beiden Theile sein Wappen bei : einen nach links ausschreitenden wilden Mann, der in der rechten Hand einen Schild mit einem fletschenden heraldischen Löwen hält. 5. Die 5te illustrirte Bibel erschien 1477 ^^^ Anton Sorg in Augs- burg.*) Die 76 Holzschnitte gehen auf diejenigen der Pflanzmannschen Bibel zurück. Einige sind neu, und durch diese hat Sorg besonders in die eintönigen Pflanzmannschen Propheten und Evangelisten grössere Ab- wechselung zu bringen gesucht. Neu ist auch derjenige am Schlüsse des Alten Testamentes, der keine biblische Erzählung illustrirt und schon Panzer Kopfzerbrechen verursachte. Auf einem fallenden Esel sitzt quer- über ein König mit verbundenen Augen, welcher seine Krone verliert, die hinterrücks herabfallt. Mit der rechten Hand hält er den Zaum des Esels und in der linken einen Geiskopf, ein Messer und eine Fahne. Er hat die Absicht gehabt auf das Haus rechts zuzureiten, aus dessen Thür ein Heiliger herausfällt, dem der vom Nimbus umgebene Kopf abge- schlagen ist. Neben dem Heiligen steht ein Mann mit einem Schwerte. Zwischen beiden sind in der Mitte sechs Figuren übereinander gestellt, die wie Fensterstöcke aussehen, aber oben rund sind. ß^ In seiner deutschen Bibel von 1480^) gebrauchte Sorg dagegen die Initialholzschnitte, welche die Sensenschmidtsche Bibel und hernach die beiden Zainerschen geschmückt hatten. 7. Epoche in der Geschichte der Bibelillustration macht die 7te oder kölnische Bibel,*) die um 1480 in der Officin des dortigen Druckers Heinrich Quentel entstand. Die Untersuchungen über Drucker und Druck- jahr haben noch zu keinen näheren Ergebnissen geführt. Niesert wurde *) Panzer, Litterarische Nachricht p. 51 flf. fol. — Panzer, Beschreibung der ältesten augsburgischen Bibeln p. 19 ff. — Hain, Repertorium hibliographicum No. 3134. *) Fol. — Panzer, Lilterarische Nachricht von den ältesten Bibeln p. 26 ff. — Panzer, Ausführliche Beschreibung der augsburgischen Bibeln p. 2 1 ff. — Hain , Repertorium hibliogra- phicum No. 3135. ') Fol. — bei Panzer litterarische Nachricht von den ältesten Bibeln nicht enthalten. Hain, Repertorium bibliogr. No. 3136. — Panzer, Ausführliche Beschreibung der augsburgi- schen Bibeln p. 23 ff. *) Gr. fol. - - Ebert, Bibliogr. Lexikon No. 2347. — Hain Rep. bibl. I p. 421 No. 3 141. — Panzer, Annalen der älteren deutschen Literatur I p. 15 Nr. 13. — Götze, Historie der gedruckten nied ersächsischen Bibeln. — Götze, Beschreibung seiner Bibelsammlung. — Niesert, Litterarische Nachrichten über die erste in Köln gedruckte niedersächsische Bibel, Coesfeld 1825. — Lempertz, Beiträge zur älteren Geschichte der Buchdruck- und Holzschneidekunst, Heft I, Köln 1839 Bl. 8 — 12. durch das Nichtdasein der Signaturen, deren sich schon der kölnische Drucker Koellhoff im Jahre 1472 bediente, bestimmt, sie fiir ein wahr- scheinlich vor 1472 gedrucktes Werk zu halten. Dem gegenüber aber steht ausser vielem Anderen die künstlerische Vollendung der Holz- schnitte. Wäre sie schon so früh anzusetzen, so könnte sie nicht in der Officin Heinrich Quentels entstanden sein, der um diese Zeit noch nicht in Köln thätig war, auf den jedoch verschiedene Merkmale hinweisen. Die Holzschnitteinrahmung, welche die Bibel im ersten Bande auf dem ersten und dritten Blatt, im zweiten beim Beginn des Neuen Testamen- tes ziert, findet sich nämlich in drei andern Quentel' sehen Drucken vor: in des Astaxanus iSiimina de casibiis conscientiae« von 1478^) auf der ersten Seite und in dem »Dcstructoriiim vitioriun^f^ des Alexander Angli- cus von 1480^) auf dem 32sten Blatt; der untere Theil des Rahmens wurde auch auf Blatt 24 des von Quentel 1480 gedruckten Fasciculus temporum verwendet. Die Typen sind ebenfalls dieselben wie die von Quentel im Astaxanus, im Destructorium und andern Werken gebrauchten. Die Bibel umfasst zwei Bände und erschien in zwei Ausgaben, welche wenig von einander verschieden sind. Den Anfang der Illustrationen macht die erwähnte (h. 365 br. 275) Holzschnitteinfassung, die aus mehreren Platten besteht. Unter dem Laub- werke der obern und der beiden Seitenleisten bemerkt man einen Dudel- sackpfeifer, einen tanzenden Hanswurst und eine weibliche Figur mit langen Haaren, reich verziertem Kleide und einer turbanähnlichen Kopf- bedeckung. Auf der Anbetung der Könige in der untern Holzleiste sitzt in einem Stalle Maria mit dem Jesuskindlein auf dem Schosse \ die Kö- nige liegen zu ihren Füssen, im Hintergrunde steht Joseph ; von den zu beiden Seiten stehenden Fahnenträgern hält der links einen leeren Schild, der rechts einen Schild mit dem kölnischen Wappen. Bei der wenig ver- schiedenen rechten Seiteneinfassung vor dem Neuen Testament steht in reich ornamentirtem Laubwerk ein sich stark vornüberbeugender nach rechts ge- wendeter Ritter, der mit dem linken Arm einen Schild in die Höhe hält und mit dem rechten eine Fahne schwingt, auf der sich das aus drei Kronen bestehende kölnische Stadtwappen befindet. Illustrationen hat die Bibel 125, von denen 94 dem alten, 31 dem neuen Testamente angehören, von denen jedoch eine im neuen Testament bei den apostolischen Briefen neunmal abgedruckt ist. Mit Ausnahme des grössern (h. 190 br. 190) Holzschnittes vor der Genesis und des im Neuen Testament oft abgedruckten kleineren sind sie sämmtlich h. 120 br. 188 mm. *) Hain, Repertorium bibliographiciim I No. 189$. 2) Hain, Repertorium bibliographiciim I No. 649. Auf dem Holzschnitte vor der Genesis sieht man in ein Quadrat einen grossen Kreis und in diesen wieder 3 kleinere concentrische Kreise eingeschrieben. Der erste Streifen bedeutet das Himmelreich, das durch die Brustbilder blondlockiger Engel veranschaulicht ist. Der zweite zeigt das Sternenreich, dargestellt durch Sonne, Mond und Sterne. Dann kommt das Meer, in dem wunderbare Wesen, Fische und Schwimmvögel ihr Wesen treiben. Der mittlere Kreis fuhrt auf die Erde. Man sieht eine Wiese, in der die verschiedensten Thiere, ein Hirsch, ein Kaninchen, ein Einhorn, ein Sperling, ein Rabe, ein Hund, ein Ochse sich aulhalten. Im Vordergrunds liegt, auf den linken Ellbogen gestützt, der nackte Adam, dem Gottvater die blondlockige Eva aus der Rippe hervorzieht. — Daran schliesst sich Sündenfall und Vertreibung. Das Paradies ist als ein zier- lich unmiauerter runder Raum dargestellt, zu dem hinten und rechts Ein- gangsthore fuhren. Links ist ein Strom, in dem Schwäne schwimmen, rechts ein Gebüsch, in dessen Nähe ein Hase und ein Vogel sich aulhal- ten. In der Mitte steht der sorgsam beschnittene Apfelbaum, an dessen Fuss eine Lilie emporspriesst und an dessen Stamm sich die Schlange emporwindet. Adam und Eva stehen rechts und links unter dem Baume, beide halten einen Apfel in der Hand, den Eva neugierig betrachtet, während Adam seitwärts schaut. Während das Paradies sich als ein sorgsam ge- pflegter Garten darstellte, ist das Land rechts noch nicht urbar gemacht. Der Engel steht im Eingangsthore und schwingt das Schwert, Adam und Eva fliehen eilig heraus, Adam schaut noch einmal um sich, und hebt wie drohend die Hand empor. Die Ereignisse von der Vertreibung aus dem Paradies bis zum Tode des Jakob sind mit 16 Holzschnitten illustrirt. Kain erschlägt den Abel. Die Arche segelt übers Meer. Ham begeht seinen Frevel. Der babylo- nische Thurm wird gebaut. Die Engel kommen zu Abraham. Isaak soll geopfert werden. Der blinde Isaak spricht mit seinen Söhnen. Jakob sieht die Himmelsleiter. Joseph wird verkauft. Potiphar lässt ihn ins Gefängniss werfen. Pharao träumt. Die Brüder besuchen den Joseph und ziehen reich beschenkt wieder nach der Heimath. Jacob siedelt mit seiner Familie nach Aegypten über, stirbt und wird begraben. Daran schliesst sich mit 33 Holzschnitten (No. 18 — 51) das Leben des Moses. Er wird ausgesetzt und von der ägyptischen Königstochter gefunden. Gottvater erscheint ihm im Dornbusch. Aaron spricht mit Pharao. Die Plagen werden über die Aegypter verhängt. Die Juden nehmen das Passamahl ein, durchschreiten das rothe Meer und danken Gott. Gott sendet ihnen Brode. Moses schlägt Wasser aus dem Felsen. Sie kämpfen mit den Feinden. Moses empfängt die Gesetzestafeln. Die Stiftshütte wird gebaut. Das goldene Kalb wird angebetet. Die Abgötti- sehen werden gestraft. Moses erhält die zweiten Gesetzestafeln. Die Söhne Aarons werden von den Flammen verzehrt. Moses spricht zu dem Volke. Unter den Klängen der Posaunen fallen die Mauern Jericho's ein. Die Empörer werden von der Erde verschlungen. Aaron stirbt. Die Israeliten gesunden durch die Berührung der ehernen Schlange. Moses weiht den Josua und wird bestattet. Die Zeit der Richter hat nur 7 Holzschnitte (No. 52 — 58). Die Israeliten ziehen in Jerusalem ein. Die 3 feindlichen Könige werden ge- hängt. Gideon erfleht von Gott die Wunderzeichen. Jephta wird von seiner Tochter am Stadtthor empfangen. Simson öffnet dem Löwen den Rachen. Elkana sitzt mit seinen beiden Frauen bei Tisch. Die Philister rauben die Bundeslade. Die Nummern 59 — 71 umfassen die Regierung Sauls, Davids und Salomo's. Samuel salbt den Saul und den David. David kämpft mit Goliath und mit den Philistern. Sauls Söhne werden erschlagen. Joab er- sticht den Abner, Die Bundeslade wird zurückgeführt. David sieht die Bathseba. Absolon wird getödtet. Dem David erscheint der Engel mit dem blutigen Schwert. David stirbt. Salomon spricht Recht zwischen den beiden Müttern. Die Königin von Saba besucht ihn. Von jetzt an werden die Illustrationen spärlicher. Die folgenden Schriften des Alten Testamentes bis zum Psalter weisen nur 15 Holz- schnitte (72 — 87) auf. Jerobiam kämpft mit Abias. Die Knaben, die den Elisa verspotteten , werden in Bären verwandelt. Naman steigt Heilung suchend in den Fluss. Die Israeliten fallen von Gott ab. Esrah kniet vor Darius. Tobias erblindet durch den Schwalbenkoth. Der junge Tobias fängt den Fisch und bestreicht mit der Salbe die Augen des Vaters. Judith ermordet den Holofernes. Esther kniet vor Asverus. Hiob sitzt auf dem Aschenhaufen. David spielt die Harfe. Der zweite Band, welcher die übrigen alttestamentlichen Schriften und das Neue Testament umfasst, ist bei weitem nicht so reich wie der erste illustrirt. Das Alte Testament hat noch 9 Abbildungen: Die 3 Männer im feurigen Ofen — die vier Thiere aus der Weissagung Daniels — Daniel und der Engel — die Bestrafung der vier Alten, welche Daniel angeklagt hatten — Daniel in der Löwengrube — die Kämpfe der Israeliten unter den Mäccabäern. Das neue Testament hat ausser dem erwähnten kleineren Mann 14 Nummern, von denen die ersten vier die Evangelisten darstellen, die an- dern 10, die immer dreiszenig sind, der Apokalypse angehören. Johannes hat die Vision. Die Reiter stürmen der Erde zu. Die Gerechten schreien nach Rache. Das Lamm steht auf dem Berge Zion. Die vier Engel 10 erschlagen den dritten Theil der Menschen, und der mit den Säulenfüssen überreicht dem Johannes das Buch. Die Diener des Herrn messen den Tem- pel aus, und der Drache belauert die in Geburtsnöthen schwebende Frau. Die Menschen beten das Ungethüm an, und der Engel erschlägt den Teufel. Die babylonische Hure reitet auf dem siebenköpfigen Thiere, der Engel schneidet die Garben ab und der andere sperrt den Teufel in den Abgrund ein. Bekanntlich sind dieselben Holzschnitte in der 1483 von Koburger in Nürnberg gedruckten deutschen Bibel wieder verwendet, und dies hat zu verschiedenen Combinationen hinsichtlich des Zeichners Anlass gegeben. Panzer in seiner Geschichte der Nürnberger Bibelausgaben p. 65 flf. vermuthete, die Holzschnitte der kölnischen Bibel seien in Nürnberg ge- fertigt, widerspricht sich aber in seinen Annalen Bd. I p. 15, wo er einen niederdeutschen Verfertiger annahm. Murr,*) der so viele Arbeiten un- bekannter Künstler des I5ten Jahrhunderts in Nürnberg gefertigt sein lässt, gibt auch als muthmasslichen Zeichner der Formschnitte der kölni- schen Bibel Michel Wohlgemuth an. Heller 2) geht noch weiter und fugt sie ohne Anstand den Arbeiten bei, von welchen man mit Sicher- heit Wohlgemuth als Urheber annehmen könne. Neuerdings hat Hase^) in seinem Buch über Koburger für die Autorschaft Wohlgemuths ein Zeugniss beizubringen gesucht. In dem Handexemplar von Hartmann Schedels Weltchronik findet sich nämlich ein Brief des Hieronymus Mo- netarius de Feltkirchen als Elogium auf Hartmann Schedel eingeheftet, worin es bezüglich der Zeichner der in der Chronik vorkommenden Holz- schnitte heisst: Ali autcm hoc opus tuum inagis splcndcsccrct . adhibuisti tibi qiwsdaui picto7'es inatJianaticos . qiii olim ad mandaUnn Maximiliani Roinanortim regis invictissimi noin veter isquc testamenti figuras in duos libros pinxer7int<^'j von den Künstlern der Chronik aber sagt das Schluss- wort derselben: ^^adhibitis tame^i viris viathematicis pingendique arte pcritissiniis , Michaele Wohlgemuth et WilJielmo Pleidenwurff , quortwi solerti acuratissimaqiie animadversione tum civitatum tum illustrium vir- ortim figurae insertae suut.<< Darin glaubt Hase die Bestätigung zu finden, dass Michel Wohlgemuth und Wilhelm Pleidenwurff die Illustrationen für die kölnische Bibel besorgt hätten. Andere Bibliographen stellten den Johann von Paderborn (?) als Verfertiger auf. ^) von Murr, Journal zur Kunstgeschichte, 2ler Theil p. 132. 2) Heller, Geschichte der Holzschneidekunst p. 71. ^) Hase, Die Koburger. Buchhändlerfamilie zu Nürnberg. Leipzig 1865. II Der Jesuit Harzheim/) dem sich Niesert und Lempertz anschliessen, führte den Israel von Mecheln auf den Schauplatz. Was Wohlgemuth anlangt, so enthält die von Hase angeführte Stelle mehr als eine Dunkelheit. Was es mit dem Auftrage des Königs Max für eine Bewandtniss hat, ist ganz unsicher. Ferner liegt nicht die geringste Nöthigung vor, dass die ^^fiovi veter isqtie testamenti figurae« auf die kölnische Bibel bezogen werden müssen. Wenn das der Schrei- ber gewollt hätte, würde er den Ausdruck anders gewählt haben • er hätte namentlich nicht das »novi« vorangestellt, da in der kölnischen Bibel 96 Holzschnitte dem Alten und nur 12 dem Neuen Testamente gewidmet sind. Was er meint, wird vielmehr eine Concordanz des Neuen und Alten Testamentes sein, wie sie im Koburgerschen Schatzbehalter von 1491 erhalten ist. Allerdings bleibt auch hier noch Manches dunkel, das olim und die dno libri lassen sich nicht erklären. Gewiss ist aber, dass die Bibelbilder mit denen der Chronik keineswegs so grosse Aehnlichkeit haben wie Hase angibt. Im Gegentheil, es ist unglaublich, dass ein Künstler in 12 Jahren sich so verändern kann, um gleiche Szenen so grundverschieden aufzu- fassen, ganz abgesehen von einigen äusserlichen Liebhabereien, die nur in der Kölner Bibel, nie im Schatzbehalter uns aufstossen. Fast auf jedem Bibelbild fliegt ein Vogel durch die Luft, der im Schnabel einen grünen Zweig hält, überall sieht man Flüsse mit Schwänen oder Berge mit Windmühlen. Bei Wohlgemuth findet sich von diesem charakteristi- schen Detail nirgends eine Spur. Ueber Israel von Mecheln oder gar Johann von Paderborn aber wissen wir viel zu wenig, um mit einiger Sicherheit die Holzschnitte auf einen von ihnen zurückführen zu können. Erst wenn die thätige Theilnahme Israels an dem Formschnittwesen der damaligen Zeit näher bestätigt ist, wenn man seine Werke mit den Holzschnitten der Bibel und anderen verglichen hat und gesucht, ob sich Analogien vorfinden, kann man von Neuem auf die Frage zurückkommen. Sicher ist, dass die Holzschnitte viel mehr einen kölnischen als einen nürnbergischen Charakter tragen. Ueberall zeigen sich die Spuren der Einwirkung der Eyckischen und Kölnischen Schule; die Art, wie die Figuren gezeichnet und die Gewänder gelegt sind, der Mangel an Per- spective in Zeichnung der Landschaften und anderer Beiwerke charak- terisirt hinreichend den Ort ihrer Entstehung; und läse man auch nicht ia der Vorrede »gedruckt in der louvelichen stat Kölne«, so würde man doch aus mehreren Anzeichen die Bilder für Produkte Kölner Meister halten. Die Inschrift »Joseph Broedere« auf dem Bilde, wo Joseph in ^) Biblioth. Colon p, 212. i-.tä^aari 12 Aegypten seine Brüder empfängt, weist ferner mit Evidenz auf einen nieder- deutschen Verfertiger hin, denn Wohlgemuth würde geschrieben h^ben »Joseph Brueder«. Den Ausschlag gibt aber, dass der Holzschnitt zum 6ten Capitel des Buches Esdra die Hauptgiebelmauer des Cölner Domes mit dem Domkrahnen darstellt. Wie Wohlgemuth darauf gekommen sein sollte, den kölnischen Dom zu zeichnen, ist ganz unersichtlich. Die Worte der Vorrede sagen, die Abbildungen seien deshalb da, damit auch diejenigen, welche des Lesens unkundig seien, sich in die Schrift vertiefen können, und bezeichnen sie als Copien der Tafelbilder »soe sy van oldes ouck ende capittulen kerken ende cloesteren gemaelt staen« . Für gleichzeitige Tafelbilder der Eyckischen oder der sich auflösenden kölnischen Schule würden sie allerdings einen schlechten Ersatz gewähren. Der erste Eindruck ist ein entschieden unfreundlicher. Aber sie dürfen auch nicht mit Tafelbildern, sondern nur mit gleichzeitigen Bibel illustra- tionen verglichen werden, um in ihrem vollen Werth zur Geltung zu kommen. Zwei selbständige illustrirte Bibeln waren vorher erschienen: die Pflanzmannsche in Augsburg und die Sensenschmidtsche in Nürnberg. Die Holzschnitte der ersten waren wenige Centimeter hoch, ganz in Spielkartenmanier gehalten und beschränkten sich auf rohe Wiedergabe der Umris.slinien, die einzelnen Holzstöcke wurden in der langweiligsten Weise wiederholt, eine streng sachliche Illustration war gar nicht ange- strebt. In der Nürnberger Bibel war die figürliche Darstellung dem Raum der grossen Initialbuchstaben eingeordnet, und schon dadurch konnte sie nicht zur freien Entfaltung kommen. Hier zum ersten Mal wird die Bibel mit grossen mehrfigurigen Holzschnitten illustrirt, keiner wird wiederholt, eine Fülle neuer Motive tritt uns entgegen. Und so ist es begreiflich, dass die Holzschnitte dieses Buches in der Geschichte der Bibelillustra- tion Epoche machen, und dass kaum eine der später erschienenen Bibeln sich ihrem Einfluss entziehen kann. Technisch stehen sie auf verschiedener Höhe. Die mit ziemlicher Fertigkeit geschnittenen Randleisten mit ihren kecken Gruppirungen und Figuren sind am bedeutendsten und werden wahrscheinlich die zuletzt ge- fertigten Arbeiten sein. Am tiefsten stehen die Nummern 7, 8, 13 und 16, die obendrein mit einem sehr stumpfen Messer geschnitten sind. Die hässlichen spitzen Kniee der aus dem Paradies vertriebenen ersten Eltern im Eingangsholzschnitt werden ebenfalls nicht auf die Rechnung des Zeichners sondern des Holzschneiders zu setzen sein. Die Verschiedenheiten der beiden Ausgaben sind gering. In der ersten fehlen die in der zweiten befindlichen Holzschnitte der Apokalypse, wo Päpste, Cardinäle und Bischöfe in die Hölle gestürzt und vom Teufel gepeinigt werden. Der kleine Holzschnittt bei den apostolischen Briefen 13 (eine nach links gewendete Person, welche dem im Angesichte vonRom sitzen- den Papste einen Brief überreicht), der in der ersten Ausgabe mehrmals abge- druckt ist, wurde, wahrscheinlich durch dieses häufige Abdrucken zu stumpf geworden , in der zweiten Ausgabe durch eine Copie von der Gegen- seite ersetzt. — Die achte deutsche Bibel ist die schon erwähnte 1483 von Anton 8. Koburger in Nürnberg gedruckte.*) Die Holzschnitte sind von denselben Stöcken wie diejenigen der kölnischen Bibel abgezogen. Die einzigen Unterschiede zwischen den beiden Ausgaben sind, dass Koburger die Randverzierungen weggelassen hat und dass er im Neuen Testament statt der 31 Holzschnitte der kölnischen Ausgabe nur 12 anwendete: vor je- dem der 4 Evangelisten einen und 8 in der Apokalypse. Seine Bibel hat also im Ganzen 107 Abbildungen. Die 9te illustrirte Bibel erschien zwei Jahre später (i48s)inStrassburg^) 9 und ist die erste, welche die 108 Holzschnitte der kölnischen Bibel in verkleinerten Copien wiederholt. Der erste Holzschnitt (das Weltall mit der Schöpfung der Eva), welcher in der Kölner Bibel h. 190 br. 190 mm. war, ist hier nur h. 130 br. 135 mm. , die andern, welche dort h. 120 br. 188 mm. waren, haben hier nur eine Höhe von 100 und eine Breite von 135 mm. Durch diese Verkleinerung war der Verfertiger genöthigt, die Details grösstentheils wegzulassen. So fehlt der in der Kölner Bibel fast auf jedem Bilde durch die Luft fliegende Vogel, es fehlen die Schwäne in den Teichen und die Windmühlen. Dass der Zeichner überhaupt nicht sclavisch copirt hat, zeigt der Umstand, dass auf dem Holzschnitt, wel- cher Joseph und seine Brüder darstellt, die niederdeutsche Inschrift »Jo- seph Broedere« in »Joseph Brueder« umgewandelt ist. Grössere Verän- derungen hat er nur selten vorgenommen. So sieht man in der Kölner Bibel beim Durchgang durchs rothe Meer das Meer links, die Israeliten rechts. Die Verbindung zwischen diesen und den Aegyptern ist durch die Nachzügler, die noch am Ufer heraufsteigen, in geschickter Weise auf- recht erhalten. Hier dagegen stehen die Israeliten als geschlossene Masse am Ufer, das Meer ist durch hohe Felsen von ihnen getrennt , und die Aegyp- ter sind bis auf ihren Pharao schon alle in den Fluthen zu Grunde gegan- gen. Mit den Bildern der Kölner Bibel verglichen, bezeichnen die der Strassburger einen grossen Rückschritt. *) Fol. — Ebert , Bibliographisches Lexikon No. 2170. — Hain, Repertorium bibliogra- phicum I, I, p. 419 No. 3137. — Panzer, Annalen der altern deutschen Literatur I p. 133 No .166. — Panzer, Geschichte der nümbergischen Ausgaben der Bibel p. 65 ff. ^) Fol. — Panzer, Annalen der altern deutschen Litteratur I p. 154 No. 214. — Hain, Repertorium bibliographicum I p. 420 No. 3138. u 10./11. Die lote und iitc illustrirte deutsche Bibel druckte Schoensperger in Augsburg in den Jahren 1487^) und 1490 2). Die 118 Holzschnitte, welche er in beiden anwendete, sind ebenfalls verkleinerte Copien der in der Kölner Bibel befindlichen, jedoch neu angefertigt und von denen der Strassburger verschieden. Sie nehmen die Breite der zwei Columnen ein und betragen in der Höhe nicht ganz die Hälfte des Blattes. Auf den beiden Schlussholzschnitten des ersten und zweiten Bandes, von denen der eine David mit der Harfe, der andere eine Szene aus der Apokalypse darstellt, befindet sich das Monogramm Hx welches die kölnische Bibel nicht hatte und das sich nur auf den Künstler beziehen kann, welcher die Holzschnitte jener Bibel für Schoensperger umzeichnete und verklei- nerte. Nagler (Monogr. III, 653) hat den Versuch gemacht, es auf den Augsburger Briefmaler und Buchdruclcer Hans Bämler zu deuten. Da es sich aber in keinem der Bämler' sehen Drucke vorfindet, wo es zuerst ge- sucht werden müsste, ist diese Deutung sehr unwahrscheinlich. 12. Die I2te illustrirte (niederdeutsche) Bibel erschien bei Stephan Arn- des in Lübeck 1494^) und ist die letzte deutsche Bibel vor Luther, die selbständige Illustrationen enthält. Die sehr zahlreichen Holzschnitte stehen vollkommen auf der Höhe der Zeit, wenn sie auch im Verlaufe des Buches theils geringer werden, theils ganz authören. Der erste befindet sich auf Blatt 3b vor der Epistel des Hieronymus, der zweite auf Blatt 7a vor der Genesis. Sechs, zu denen im Texte der Raum freigelassen ist und die sich in andern Exemplaren vorfinden , sind in einigen nicht ent- halten: die Israeliten speisen in der Wüste die himmHschen Brode — Jo- sua hängt die 5 Könige — Joab ersticht den Abner — Acham und The- glat phalassar — Ezechias bei König Sanherib von Assyrien. — Die Holzschnitte stehen künstlerisch weit über denen der Kölner Bibel und zeigen einen Meister aus der erlöschenden altniederländischen Schule. Die Charakter- istik der Köpfe ist schön und geistreich, jedoch neigt sich der Künstler ^) Fol.— Panzer, Annalen der älteren deutschen Litteratur I. p. 182 No. 285. — Panzer, Ausführliche Beschreibung der augsburgischen Ausgaben der Bibel No. X. p. 27. *) Kl. Fol. — Panzer , Ausführliche Beschreibung der augsburgischen Ausgaben der Bi- bel No. XII. p. 28—33. ^) De Biblie mit vlitigher achtinghe : recht na deme latine in dudesk averghesettet. Mit voluchtinghe unde glose: des hochgelerden Postillatoers Nicolai de lyra Unde anderer velen hillighen doctoren. Gr. Fol. — Hain, Repert. bibl. No. 3143. — Panzer, Annalen p. 209 Nn. 374. — Götze, Historie der gedruckten niedersächsischen Bibeln, Halle 1775, p. 85. ff. — Ebert, Bibliogr. Lexikon No. 2348. — Deecke , Nachrichten von den im I5ten Jahrhundert in Lübeck gedruckten niedersächsischen Büchern p. 20 No. 36. — Dibdin , Bibliotheca Spenceri- ana L p. 55 ff. — Falkenstein, Geschichte der Buchdruckerkunst p. 177. — Fehlt in Brunet's Manuel. — Grässe, Tresor L p. 377. — Weigel, Kunstlager Kataloge No. 18770. — Bodc- mann, Incunabeln der Kgl. Bibliothek zu Hannover. _. ^5 _ in der Auffassung bereits dem Scherzhaften, ja dem Burlesken zu. So ist der Weiberkopf der Schlange im Paradies mit einer Mütze bedeckt. Bei der Arche Noah sieht man Sirenen. Kain erschlägt seinen Bruder mit einem Eselskinnbacken. Er steht vor Gott und scheint nach dem Reichs- apfel, welchen dieser in der Hand hält, mit der linken zu greifen, sucht aber mit der rechten seinen Eselskinnbacken hinter dem Rücken zu ver- bergen. Jacobs Leichenträger erscheinen in Mönchskleidung. Moses, soeben aus dem Wasser gezogen, speist, als ihn die Prinzessin ihrem Vater zeigt, schon als wohlbeleibter Knabe aus einer Pfanne, die ihm eine Frau vor- hält, und Anderes. Die übrigen Bibeln gehören dem 1 6ten Jahrhundert an. Die io8 Holzschnitte in der deutschen Bibel, welche Johannes Oth- 13. mar in Augsburg 1 507 ^) druckte , sind verkleinerte Copien der in der kölnischen Bibel von 1480 enthaltenen, wie sie bereits Schoensperger in seiner Bibel von 1487 angewendet hatte. Da in Othmars Ausgabe die beiden Columnen breiter sind als in der Schoenspergerschen, so muss- ten nur den Holzschnitten, damit sie die Breite der Columnen einnahmen, Zierleisten angefügt werden. Dieselben Holzschnitte hat dann Silvan Othmar in Augsburg noch 14. einmal in seiner Bibel von 1518^) verwendet, die sich von der von 1507 nur durch die neue Titeleinfassung unterscheidet. Die letzte (nieder)deutsche Bibel vor Luther ist die 1520 bei Lud- 15. wig Trutebul in Halberstadt erschienene »Biblia dudesch« , die einige grosse Blätter eines unbekannten tüchtigen Künstlers CG enthält. Das erste (h. 195 br. 195) steht bei der Vorrede des Hieronymus. In einem durch zwei vergitterte Fenster beleuchteten säulengetragenen Zimmer sitzt an einem reichen Tische schreibend der Heilige, zu dessen Füssen der Löwe liegt. An der Hinterwand hängt ein Vogelbauer, der Car- dinalshut und eine Anzahl verschiedener Instrumente, auf dem Fenster- gesims liegt ein Todtenkopf, auf dem Tische steht ein Crucifix; an dem oberen Mauergewölbe liest man 1520 CG. — Darauf folgt die eben- .sogrosse Darstellung der Erschaffung der Eva, die in einem phantastischen Räume vor sich geht, in dem man oben Wolken mit den Gestirnen, unten einen Fluss mit Fischen, in den Ecken die vier Winde bemerkt. In der Mitte ist die felsige Erde, wo Hasen und Hirsche laufen und Gottvater die Eva aus der Rippe des schlafenden Adam hervorzieht. ^) Fol. — Panzer, Annalen der altern deutschen Litteraliir I. p. 275. No. 575. — Panzer Beschreibung der Augsburger Ausgaben der Bibel No. XIX. p. 47 — 51. 2) Fol. — Panzer , Beschreibung der augsburgischen Ausgaben der Bibel No. XX» p. 51 — 55; Annalen I. 410. i6 Oben schaut er von Engeln umgeben noch einmal auf die Erde herab; links steht auf einer Tafel 1520 CG. Wie schon aus der Beschreibung erhellt, ist der Holzschnitt vollständig im Anschluss an denjenigen der Kölner Bibel entworfen ; der einzige Unterschied ist, dass dort die Schöpf- ung der Engel, des Sternenhimmels, des Wassers, der Fische, der Erde in verschiedenen concentrischen Kreisen dargestellt war, während hier alles zu einer phantastischen Landschaft zusammengezogen ist. Einen noch viel engeren Anschluss an die Kölner Bibel verräth der dritte (h. 120 br. 190) Holzschnitt, welcher den Sündenfall und die Vertreibung aus dem Paradiese darstellt und links unten wieder mit 1520 bezeichnet ist. Für die weitere Illustration findet man die Originalholzstöcke der kölnischen Bibel, ausserdem vor jedem Buch den schreibenden Hierony- mus des Künstlers CG wieder abgedruckt. Die Bibel wurde also vor Luther ijmal in deutscher Uebersetzung (i4mal in hochdeutscher, 3mal in niederdeutscher Sprache) gedruckt. Von diesen 17 Ausgaben fehlten nur den beiden ersten die Holzschnitte, die 1 5 andern waren reich mit solchen illustrirt. Die erste illustrirte deutsche Bibel erschien um 1470 in Augsburg bei Pflanzmann, die zweite um 1472 bei Frisner und Sensenschmid in Nürnberg, die dritte bei Günther Zainer in Augsburg 1473 — 75, die vierte ebenda 1477, die fünfte bei Anton Sorg in Augsburg 1477, die sechste ebenda 1480, die 7te bei Heinrich Qüentcl in Köln um 1480, die 8te bei Anton Koburger in Nürnberg 1483, die gte in Strassburg 1485, die lote bei Schoensperger in Augsburg 1487, die Ute ebenda 1490, die I2te bei Arndes in Lübeck 1494, die I3te bei Johannes Othmar in Augsburg 1507, die I4te bei Silvan Othmar 15 18, die I5te bei Trutebul in Halberstadt i520. Wie bei allen häufig ge- druckten Büchern die Holzschnitte von einer Ausgabe in die andere über- gingen, wurden auch nicht für jede neue Bibelausgabe neue Holzschnitte angefertigt, sondern die Bilder gewöhnlich früheren Ausgaben entlehnt. So entstehen bezüglich der Illustrationen mehrere Gruppen. An der Spitze der ersten Gruppe steht die Pflanzmannsche Bibel von 1470, deren Holzschnitte von Sorg in seiner Ausgabe von 1477 wieder abge- druckt wurden. An der Spitze der zweiten die Sensenschmidtsche Bibel von 1472, deren Illustrationen in Zainers Ausgaben von 1473 und 1477 sowie in Sorgs Ausgabe von 1480 Nachahmung finden. Den weite- sten Umkreis hat die dritte Gruppe, die von der kölnischen Bibel von 1480 beherrscht wird. Ihre Holzschnitte werden in derselben Grösse von Koburger in Nürnberg 1483 und von Trutebul in Halberstadt 1520, in verkleinerten Copien in der Strassburger Bibel von 1485 , den beiden Schoenspergerschen Ausgaben von 1487 und 90 sowie den beiden Oth- marschen von 1507 und 15 18 wieder abgedruckt. Die vierte Stelle nimmt die 1494 erschienene lübeckische Bibel ein, deren Holzschnitte indessen nirgends eine Nachahmung finden. Die Holzschnitte der ersten Gruppe waren rohe, vollständig in Spielkartcnnianier gehaltene Platten, in denen der zweiten war die figürliche Darstellung dem Räume der Initialen ein- geordnet, die der dritten brachten die ersten grösseren figurenreichen Com- positionen. Die Holzschnitte der Lübecker Bibel cndHch waren noch weit vollkommener und interessant deshalb, weil sie sich der scherzhaften, komischen Auffassung zuneigten. Unter den kleineren Theilen der l^ibel , welche vor Luther in illu- strirten Ausgaben erschienen, steht Dürers Apokalypse von 1498 obenan, von der 1502 Hieronymus Greff* in Strassburg einen Nachdruck veran- staltete. Sie ist für alle späteren Illustrationen zur Apokalypse die Grund- lage geblieben. Cap. IL DIE ORIGINALAUSGABEN DER LUTHERSCHEN BIBEL- ÜBERSETZUNG. |Ie Luthersche Bibelübersetzung macht nicht nur Epoche in der Geschichte der deutschen Litteratur, sondern auch in derjenigen der Illustration. Den Anfang machte die im September 1522 erschienene, von Mel- le. chior Lotther gedruckte, erste Folioausgabe des Neuen Testamentes mit dem einfachen Titel »Das Newe Testament. Deutzsch Vuittemberg«.^) Es enthält an Holzschnitten vor den Evangelien die 4 Evangelisten, vor der Apostelgeschichte die Ausgiessung des heiligen Geistes, vor den Briefen die einzelnen Verfasser, ferner 21 Figuren zur Apokalypse, welche je 230 mm. hoch und 160 mm. breit sind und immer die ganze Folioseite fiillen. Die letzteren sind am bedeutendsten. Sie waren die ersten apo- kalyptischen Darstellungen seit Dürer und schliessen sich mit wenigen Ausnahmen an die Blätter des Altmeisters an. Beim ersten Holzschnitt *) Das Newe Testament Deutzsch. Vuittemberg. In Folio. Panzer , Entwurf einer vollständigen Geschichte der deutschen Bibelübersetzung Luthers p. 55 — 58. Die Vergleich- ung der Wittembergischen Apokalypse mit der Dürerschen nach Vögelin , Ergänzungen und Nachweisungen zum Holzschnittwerk Hans Ilolbeins des Jüngern , Repertorium für Kunst- wissenschaft a. a. O. 2 ^8 ist die Composition Dürers im Wesentlichen beibehalten. Die Unterschiede sind, dass Christus nicht wie bei Dürer auf dem Regenbogen sitzt, son- dern in den Wolken steht, die Rechte mit den sieben Sternen ausstreckt, die Linke gesenkt hält, und dass Johannes nicht wie dort vor Christus kniet, sondern mit gefalteten Händen zu dessen Füssen liegt; die sieben Leuch- ter sind nicht mehr in spätgothischem , sondern in Renaissancestyl ge- halten. — Die darauf folgende Anbetung des Lammes entspricht in ihrer Disposition dem obern Theil des Dürerschen Bildes. Die Figur auf dem Throne und der anbetende Johannes sind identisch, dagegen sind die ge- öffneten Himmelsthüren, die vier Winde, die Stühle derAeltesten und der untere Theil des Bildes weggelassen. — Auf dem dritten Blatt, den vier Reitern, stimmen die drei oberen Reiter mit dem Vorbild überein, dage- gen ist der Tod, der bei Dürer mit Haut und Haaren bekleidet war, hier ein nacktes Knochengerippe. — Dürers vierte Figur, welche oben, dar- stellte, wie den Märtyrern unter dem Altar weisse Gewänder gegeben werden, unten wie die feurigen Sterne vom Himmel auf die Erde fallen, ist in zwei Bilder getheilt. Bei dem einen, welches darstellt, wie die Märtyrer im Himmel bekleidet werden, ist die Composition mehr in die Höhe gezogen und hat einige Figuren weniger. — Das andere gibt die untere Hälfte der Dürerschen vierten Figur. Die Darstellung links, wie sich ein König und viele andere Menschen in eine Felshöhle verkriechen, ist von dort herüber genommen. Dagegen ist an die Stelle der bei Dü- rer rechts befindlichen Gruppe von Wehklagenden hier die Darstellung des Erdbebens getreten. — Das 6te Blatt ist eine gegenseitige Copie von Dürers fünfter Figur, wie ein Engel mit dem Kreuz durch den Himmel fliegt und auf der Erde rechts die Engel den Winden Halt gebieten, wäh- rend links die Knechte Gottes bezeichnet werden. — Im jten Blatt, welches Dürers 6ter Figur entspricht und die Ereignisse zeigt, welche auf das Po- saunen der vier ersten Engel folgen, ist der Stern Wermuth , der bei Dü- rer vom Himmel in eine Cisterne fiel, weggelassen, und während bei Dürer ein Rabe durch den Himmel flog und We, ve, ve schrie, thut es hier ein Engel. — Das 8te Blatt, welches das Posaunen des 5ten Engels darstellt, ist neu eingeschoben, also selbständig. Der Stern fällt vom Himmel in den Brunnen des Abgrundes, welchem Rauch und Heuschrecken entsteigen. Rings um den Brunnen liegen die getödteten Menschen. — Das 9te Blatt wiederholt in matter Weise Dürers 7te Figur, wie auf das Posaunen des 6ten Engels die Geharnischten auf den Löwenpferden dahin- stürmen. Der hauptsächlichste Unterschied ist, dass sie hier nicht wie bei Dürer durch den Himmel, sondern auf der Erde reiten. — Das lote Blatt zeigt wie Dürers Ste Figur den Engel mit den feurigen Säulenbeinen, der dem Johannes das Buch reicht, welches dieser verschlingt. An die Stelle 19 der Bundesladc, die bei Dürer, von Engeln umgeben, rechts im Himmel stand, und des links zur Erde herniederfliegenden Engels ist ein Regen- bogen getreten. — Das iite IMatt, wie Johannes mit langem Stabe den Tempel vermisst, war bei Dürer noch nicht vorhanden. Der Tempel ist als dreischififlge Basilika mit Compositasäulen und gothischem Chor gedacht. Im Vordergrunde stehen die zwei Zeugen, gegen welche sich das mit der dreifachen Papstkrone geschmückte Thier aus dem Abgrund er- hebt. — Dürers Qte und lote Figur, welche das gebärende Weib auf der Mondsichel und den Sturz des Drachen durch den Erzengel Michael dar- stellten, hat der Wittemberger Zeichner in eine zusammengezogen. Die untere Hälfte, der Drache, das Weib und ihr zu Gott entrücktes Kind, sind überein.stimmend mit Dürers gter Figur, nur Gott, der bei Dürer von anbetenden Engeln umgeben war, ist hier ohne Engelbegleitung, dafür steht neben ihm die aus Dürers 8tcr Figur herübergenommene Bundes- lade. Neben Gott sieht man ferner die zwei aus Dürers loter Figur ge- nommenen pLngel , die mit Schwert und Spies auf den Drachen eindrin- gen. — Das I3te Blatt, welches Dürers iiter Figur entspricht, wo der siebenköpfige Drache dem Meere entsteigt, gibt nur die untere Hälfife die- ser Composition. Der Drache ist ähnlich gezeichnet, steigt aber nicht aus dem Meere auf; die Menschen, die vor dem Drachen knieen, sind frei umgebildet. Das andere Thier, welches die Menschen auffordert den Dra- chen anzubeten und das bei Dürer halb Löwe halb Widder war, ist hier halb Widder halb Schwein und hat eine Mönchskaputze. Die ganze obere Szene, wo bei Dürer Gottvater mit einer Sichel in der Hand im Himmel stand und rechts von luigeln angebetet wurde, ist weggelassen, dafür der Himmel mit Wolken und Feuerrregen ausgefüllt. — Auch das I4te Blatt ist von Dürers I2ter Figur, welche die Anbetung des Lammes und die Seligkeit der Märtyrer schilderte, vielfach verschieden. Die obere Hälfte zeigt wie dort die Anbetung des Lammes, darunter den Engel mit dem Buch des ewigen Evangehums, den zweiten, der den Fall Babylons, und den dritten, der das Gericht über die Anbeter des Thieres verkündet. An Stelle der unteren Hälfte des Dürerschen Bildes, der Schaar der Seligen, ist hier der Fall von Babylon eingesetzt. Und zwar wurde, da Luther auf die polemischen Illustrationen grosses Gewicht legte, hier eine der in den Mirabilia Urins Rouiac vorkommenden perspectivischen Ansichten von Rom angewandt, so dass das Bild also nicht den Sturz Babylons sondern den Untergang Roms darstellte. — Von jetzt an wird der Zu- sammenhang mit Dürer noch lockerer. Im I5ten Blatt sitzt Gottvater mit der Sichel in der Hand auf der Wolke und ertheilt dem mit gefal- teten Händen vor ihm knieenden Engel einen Befehl; dieser fliegt zur Erde hernieder. Dort schneidet in einem Garten ein Engel das Aehrenfeld 2* 20 ein zweiter die Weintrauben, ein dritter bringt die Trauben in einer Bütte zur Kelter, welche ein vierter tritt. — Auf dem löten Blatt gicsscn die sieben Engel ihre Zornschalcn aus. Drei kranke Männer veranschaulichen die Pla- gen, die den Menschen daraus erwachsen. Im Vordergrund auf gepolster- tem Throne sitzt der Drache mit der dreifachen Krone, aus dessen Mund Frösche ausgehen. Ihm gegenüber stehen die Fürsten der Erde. — Die folgenden drei Figuren erweitern Dürers 1 3te Figur, welche darstellte, wie im Himmel der Engel den Fall Babylons verkündet, auf Erden die baby- lonische Hure den Völkern den Taumelkelch bietet. Das ijte Blatt zeigt, wie die babylonische Hure, mit der dreifachen Krone geschmückt, den Völkern den Kelch bietet, und ist frei nach Dürer componirt. — Das 1 8te Blatt gibt die zwei Engel im Himmel, von denen der eine die Vernicht- ung Babylons , d. h. hier die Zerstörung Roms , verkündet , über welche fünf Kaufleute, d. h. hier römische Kanonisten, wehklagen. — Das igte Blatt zeigt, wie im Himmel das Heer Gottes das des Satans zurückwirft, wie der Engel die Vögel zum Frass herbeiruft, und im Vordergrunde der Drache aus dem Himmel in den brennenden Schwefelpfuhl stürzt. — Die beiden letzten Blätter 20 und 21 erweitern Dürers letzte (I4te) Figur, wie im Vorder- grund der Engel den Drachen in den Abgrund verschliesst, im Hintergrund der Engel dem Johannes das himmlische Jerusalem zeigt. Das 20ste Blatt stellt dar, wie der Engel den Drachen in die Cisterne verschliesst. Das 2rste zeigt, wie der Engel den Johannes das himmlische Jerusalem sehen lässt, und ist eine gegenseitige des entsprechenden Dürcrschen. Im Vorder- grund steht das Monogramm W — Ueber den Zeichner der Bilder, über welchen die mannigfaltigsten Vermuthungen aufgestellt wurden , gibt dieses Zeichen keinen Aufschluss. Von vornherein auszuschliessen ist die von Brulliot I No. 962 vorgeschlagene Deutung auf Hans Brosamer, der sich (Passavant IV p. 32) nie so schrieb, 1522 auch noch zu jung war um sol- che Compositionen zu zeichnen. Als sicher kann nur gelten, dass die Blätter in Wittenberg entstanden sind. Luther selbst hat nach Krafts »Historischer Nachricht von der verdeutschten Bibel Doct. Martini Luth- eri« die Bilder angegeben, um dem Volke die Deutung der Apokalypse auf das Papstthum zu veranschaulichen. Im Jahre 1527 waren die Holz- stöcke im Besitze Cranachs, der sie dem katholischen Theologen Emser für seine 1527 bei Stöckel in Dresden erschienene Uebersetzung des Neuen Testamentes um 40 Thaler abliess. Es ist also wahrscheinlich, dass sie in Cranachs Werkstätte entstanden, der sie von seinen Schülern arbeiten Hess und zum Schlüsse selbst Correcturen vornahm. So erklärt sich auch die verschiedene Tüchtigkeit der einzelnen Blätter, unter denen No. 5. 6. 14. und 20. am tiefsten, No. i. 3. 13. 16. 17. 18. und 21 am höchsten stehen. Dass Luther bei der ersten Ausgabe seiner Bibelübersetzung nicht mehr 21 » _ Gewicht auf die Illustrationen legte, sie nicht durchgängig von Cranach ausführen Hess, darf nicht wunderbar erscheinen. Der Gedanke an diese polemischen Bilder ist ihm vielleicht erst während des Druckes gekommen, und so mag die Arbeit gedrängt haben. Schon im December 1522 erschien bei Melchior Lotther die zweite 17. Folioausgabe, ^) deren Holzschnitte mit denen der ersten vollkommen über- einstimmen, nur dass auf den Blättern 11, 16 und 17 das aus dem Meere aufsteigende Thier, der Drache und die Hure nicht mehr eine dreifache sondern eine einfache Krone tragen. Diese dermassen veränderten Holzschnitte wurden in allen späteren Folioausgaben wiederholt, der 3ten 1524 von den Gebrüdern Melchior und 13. Michel Lotther gedruckten, 2) die auf dem Titel oben ein Portal, unten Chri- stus am Kreuz und ringsum knieende und sitzende Engel hat, sowie der 8ten, welche 1526 bei Michel Lotther erschien.^) 19. Als man jedoch auch Octavausgabcn des Neuen Testamentes veran staltete, konnte man diese grossen Holzschnitte nicht mehr brauchen, son- dern musste neue anfertigen lassen. Man bediente sich dabei eines Künst- lers GL, dessen Monogramm auf Gottfried Leigel gedeutet wurde. Die erste Ausgabe in Grossoctav, die 4te in der Reihe der Ausgaben des Neuen Testamentes erschien 1524 bei Melchior Lotther d. J.^) Die (h. 150 20. br. 100) Titeleinfassung ist eine verkleinerte Copie des für die Folioaus- gabe von 1524 angefertigten Portales mit Christus und den Engeln. Die übrigen Holzschnitte, welche sämmtlich die ganzen Seiten einnehmen, sind h. 145 br. 95 und beginnen mit den schreibenden Evangelisten. Matthäus sitzt unter einem Baume in einer Landschaft am Schreibpult, vor ihm aut einer Steinplatte steht ein Tintenfass, in das er die Feder eintaucht, die andere Hand liegt in einem aufgeschlagenen Buche, aus der Luft kommt der Engel herab. Der Ausdruck des Nachdenkens ist in vorzüglicher Weise wiedergegeben. Oben rechts steht mdxxu — Während Matthäus ganz im Pro- file von rechts gesehen war und nachdenklich in das Buch schaute, ist Marcus nach vorn gewendet und blickt nach links in den Himmel , gleich- * Das newe Testament Deutzsch. Vuittemberg. Am Ende der Offenbarung: Gedruckt zu Wittemberg durch Melchior Lotther yhm lausent funffhundert zwey vnnd zwentzfgsten Jar. In Folio. Panzer Entwurf p. 58. No. 2. ^) Das newe Testament Deutzsch. Wittemberg. Am Ende der Offenbarung : Gedruckt zu Wittemberg Melchior und Michel Lotther gebruder MDXXIIIL In Folio. Panzer Ent- wurf p. 63 No. 5. 3) Das newe Testament deutsch. Wittemberg MDXXVL Am Ende: Gedruckt zu Wit- temberg Michel Lotther MDXXVL In Folio. Panzer Entwurf p. 69. No. 10. '*) Das newe testament deutzsch. Mart. Luther. Wittemberg MDXXIIII. Am Ende der Offenbauing: Gedruckt zu Wiltcmbeig Melchior Lotther der junger MDXXIIII. In gros Octav. Panzer, Entwurf p. 64, No, G. .^.^am^iatm 22 sam da seine Erleuchtung suchend. Auch er sitzt in einer Landschaft, im Vordergrunde rechts wächst ein hoher Baum , an dessen Fusse sich der ge- flügelte Löwe niedergelassen hat. Um sein Haupt geht ein grosser Heili- genschein, in der Luft schwebt Gottvater. Lucas ist wieder nach rechts gewendet und hat sein Buch auf einem überwölbten Treppenvorsprung niedergelegt. Links ist ein Baum, rechts der Ochse, im Hintergrunde ein hoher Berg mit einer Burg. Während Marcus wie von einer augen- blicklichen Begeisterung inspirirt war, brütet Lucas, ein ältlicher Mann mit einer Kappe auf dem Haupte und straff herabhängendem Haar, dumpf vor sich hin. — Der jugendliche Johannes, der mit einem Buch auf dem Schoosse links in einer Landschaft auf dem Boden sitzt, taucht die Feder ein und blickt nach der rechts in den Wolken schwebenden Maria. — Bei der Ausgiessung des heiligen Geistes vor der Apostelgeschichte ist der Künstler vielfach von der gewöjmlichen iVnschauung abgewichen. Maria kniet erhöht in der Mitte, so dass sie um Kopfeshöhe die ringsum Knie- enden überragt. Der darüber schwebende heilige Geist ist nicht wie ge- wöhnlich eine kleine Taube, sondern ein majestätischer Vogel, der mehr einem Adler gleicht. Rings um die Madonna knieen im Kreise die Apo- stel, dahinter drängt sich eine unübersehbare Menschenmenge. Die Flämmchen auf den Häuptern der Jünger fehlen. — Vor der Epistel des Paulus an die Römer sieht man Paulus baarhäuptig und baarfuss nach rechts gewendet an einem Mauervorsprung unter einem überwölbten Thore sitzen. Er hat ein aufgeschlagenes Buch und ein Tintenfass vor sich und übergibt einem Boten einen Brief zur Beförderung. Neben ihm liegen zwei gekreuzte Schwerter. — Vor dem ersten Brief an die Corinther steht Paulus baar- häuptig in einer Landschaft, das Schwert liegt rechts auf dem Boden. Vor ihm stehen 3 Männer, von denen der eine den ihm von Paulus über- gebenen Brief hält, der andere auf eine im Holzschnitte nicht sichtbare Stadt hinweist. — Auf dem Holzschnitt vor der zweiten Epistel an die Korinther erhalten zwei Männer von Paulus den Brief, auf demjenigen vor der Epistel an die Galater haben sich die beiden Boten schon entfernt und Paulus, eine hochragende bärtige Gestalt mit dem Schwert in der Linken, steht allein im Vordergrunde einer Landschaft. — Die Holzschnitte vor den übrigen Episteln sind ähnlich. Vor der ersten P^pistel St. Peters steht Petrus baarhäuptig und baarfuss, in flatterndem Mantel, von Paulus nur durch das besser gepflegte Haupt- und Barthaar unterschieden, nach rechts gewendet in der Lichtung eines Waldes und hält in der rechten Hand den grossen Schlüssel, in der linken einen Brief Diesen nimmt ein vor ihm stehender Bote, der mit der rechten die Kappe lüftet, in Empfang. Im Hintergrunde sieht man mehrere Lanzenträger. — Der lockige Johannes hält in der linken Hand den Schlangenkelch, in der rechten den Brief; vor ihm kniet ein bärtiger Bote, lüftet die Pelzkappe und übernimmt den Brief. Im Hintergrunde rechts liegt die Stadt, in den Wolken schwebt in der Glorie mit ausgebreiteten Armen der Schmerzensmann. — Jacobus, im Typus dem Paulus ähnelnd, steht in tiefes Nachdenken versunken, auf seinen Stab gestützt, in einer Landschaft, durch welche mehrere Lanzenträger dahinschreiten ; im Hintergrunde erheben sich hohe Berge und F'elsen. — Judas, auf eine grosse Keule gestützt, und dem Petrus ähnlich, steht predi- gend im Kreise zahlreicher um ihn sitzender Männer, rechts im Hintergrunde predigt ein anderer Mann. — Die Holzschnitte sind sämmtlich schön und namentlich als Landschaftsbilder von der grössten Bedeutung. — In den Blättern der Apokalypse hat sich der Künstler sehr eng an diejenigen der Folioausgabe angeschlossen. Beim ersten ist nur der Stil der Leuchter, ausserdem die Armhaltung des Heilandes verändert worden. Der zweite ist mehr in die Enge gezogen, ausserdem Gott mit dem Lamme und den Evangelistensymbolen noch von einer Glorie umgeben, die in der Folio- ausgabe fehlte. Beim dritten reitet der König mit dem Bogen, der in der Folioausgabe zuletzt ritt , vorn , der mit der Wage , welcher in der Folioaus- gabe der vorderste war, hinten. Die Gruppe der Menschen, die vom Tode übersprengt werden, ist frei umgezeichnet. Beim vierten ist am Throne mehr Ornament angebracht, der mittlere Engel, welcher die Gewänder herabreicht, blickt nicht nach vorn, sondern nach links, und von den 3 unten liegenden Männern sind hier nur 2 vorhanden. Beim 5ten ist die Mondsichel nicht nach Innen sondern nach Aussen gekehrt und die Gruppe der unter die Bergeshöhle geflüchteten Menschen neu gezeichnet. Beim 6ten ist der landschaftliche Hintergrund weggelassen und die Stellung des die Frommen bezeichnenden Engels eine andere geworden. Der 7 te weist mit Ausnahme des reicher ornamentirten Thrones fast keine Veränder- ungen aut. Beim 8ten ist die Sonne von dem aus der Cisterne aufsteig- enden Rauche noch nicht soweit verfinstert wie in der Folioausgabe, die Zahl der um die Cisterne herumliegenden Menschen grösser und der Hin- tergrund reicher, beim gten in die Reiter auf den Löwenpferden und die das Dritttheil der Menschen erschlagenden Engel mehr Bewegung gebracht, beim loten das Meer in einen kleinen Teich verwandelt und dafür die Landschaft um so mehr betont. Beim iiten sind die beiden Zeugen bart- los und der Tempel ist nicht eine Renaissancebasilika sondern eine gothi- sche Kathedrale. Das I2te Blatt, das .schwangere Weib und die Entführ- ung des Kindes, hat der Künstler fast durchweg kopirt; beim ißten nur in der Gruppe der den Drachen anbetenden Menschen einige Veränderun- gen angebracht ; beim i4ten das oben durch die Wolken dahinschreitende Lamm mit der Kreuzesfahne frei umgezeichnet • beim 1 5ten den zur Erde herabfliegenden Engel bewegter gebildet und den in der Folioausgabe durch 24 die Landschaft hinführenden Hphlwcg weggelassen. Auf Blatt 16, wo die Engel ihre Zornschalen ausgiessen, sieht man links nur einen König und einen Ritter, während in der Folioausgabe eine Gruppe von vielen Män- nern beisammenstand. Auf No. 17, der den Völkern den Taumelkelch reichenden Hure, ist die rechts knieende Frau mit einem Schleppmantel versehen. Auf No 18, den Kanonisten, welche die Stadt Rom beklagen, läuft der mittlere, der dort ruhig stand, eilig herbei, wodurch das Motiv des verlorenen Buches und der verlorenen Kappe besser begründet ist. No. 19 ist eine vollständige Copie des entsprechenden Blattes der Folioaus- gabe. Auf No. 20 ist der Engel, welcher den Teufel einschliesst, nicht wie dort eine untersetzte sondern eine hochragende Gestalt, der Berg da- hinter höher und steiler gebildet. Auch beim letzten findet man den Berg, auf dem Johannes steht, phantastischer und steiler gestaltet und die Flü- gel des Engels gewaltig vergrössert. Ob die Holzschnitte der Apokalypse auch von dem Künstler GL herrühren, ist zweifelhaft, jedenfalls sind sie weniger bedeutend als die der Evangelien. Die Zahl der Illustrationen be- trägt mit dem Titelblatt zusammen 45, von denen 24 den Evangelien, der Apostelgeschichte und den 13ricfen, 21 der Apokalypse angehören. Sic nehmen sämmtlich das ganze Blatt ein; auf einigen steht die Jahrzahl 1523, auf der achten Figur in der Apokalypse XXII. Die Holzschnitte wurden in allen folgenden Grossoctavausgaben des Neuen Testamentes wdeder abgedruckt: der 5ten, welche Melchior Lotther d. J. noch in dem- 21./22. selben Jahre (1524) veranstaltete,^) der 6ten, welche er 1525 druckte 2) 23. und der Qten, welche 1527 bei Michel Lotther erschien. 3) Die dritte Gruppe von Illustrationen bilden diejenigen, welche Hans Lufift zu den von ihm veranstalteten Ausgaben in Kleinoctav anfertigen 24. Hess. Die erste derselben, die 7te in der Reihe der Ausgaben des Neuen Testamentes, erschien 1526-*) und enthält nur in der Apokalypse 21 gute 25. Holzschnitte in der Grösse des Blattes. — Bei der 1530 von Lufft gedruck- ten zweiten Ausgabe, der loten in der Gesammtreihe,^) ist das Format ^) Das newe Testament deutzsch. Mart. Luther. Wittemberg MDXXIIII. Am Ende der Offenbarung : Gedruckt zu Wittemberg Melchior Lotther der junger MDXXIIIL In gros Oc" tav. Panzer Entwurf p. 66. No. 7. 2) Das newe testament deutsch. Mart. Luth. Wittemberg MDXXV. Am Ende der Offen- barung : Gedruckt zu Wittemberg Melchior Lotther der junger MDXXV. In gros Octav. Pan- zer Entwurf p. 67 No. 8. ») Das Newe Testament Deudsch. Mart. Luther. Wittemberg. MDXXVII. Am Ende der Offenbarung: Gedruckt zu Wittemberg Michel Lotther MDXXVII. In gros Octav. Pan- zer Entwurf p. 73. No. ii. *) Das newe Testament deutsch. Am Ende : Gedruckt zu Vuittemberg durch Johannem Lufft. Im Jar MDXXVI. In Octav. Panzer Entwuif p. 68- No. 9 ^) Das Newe Testament Mart. Lutl.er Wittemberg MDXXX. Am Ende des Registers: Gedruckt zu Wittemberg durch Hans Lufft. In gr. 8". Panzer Entwurf p. 77. No. 14. etwas grösser, die Holzschnitte nehmen daher nicht mehr die ganzen Blät- ter ein. Vor den Evangehsten, der Apostelgeschichte und den Briefen der Apostel stehen 13 Figuren, in der Apokalypse sind die 21 Figuren der Ausgabe von 1526 wiederholt und ausserdem noch 5 neue hinzuge- fügt worden, so dass also im Ganzen 26 darin enthalten sind. Neu hin- zugefügt ist das 8tc, gtc, lote und iite IMatt, welche die ersten 4 po- saunenden Engel aus dem 8tcn Capitcl abbilden, und das 25tc, welches die Niederlage der Türken vor Wien darstellt. Auf einem Zelte steht : Gog Magog und an der Mauer der Stadt : Wien. — In der bei Hans Lufft noch 26. in demselben Jahre erschienenen iitcn Octavausgabc^) .sind dieselben Holz- schnitte wieder abgedruckt, nehmen aber diesmal die ganze Seite ein, weil das Format der Ausgabe kleiner ist. Das Titelblatt zeigt rechts den Hei- land am Oelbcrg und oben den Engel mit dem Kelch, links die Fusswaschung und unten die Einsetzung des Abendmahles. — Zum drittenmale wieder- 27. holte Lufift die Holzschnitte in seiner 1533 erschienenen I2ten Octavaus- gabe.''^) Kaum hatte Luther im Jahre 1522 die Uebersetzung des Neuen Testamentes beendet, als er unverzüglich Hand an das alte Testament legte. Er übersetzte in erster Linie die 3 ersten Theile desselben, die er einzeln in Wittemberg erscheinen Hess. Der erste Theil, welcher die 5 Bücher Moses enthält, erschien 1523 28. bei Melchior Lotther in erster Folioausgabe unter dem Titel : »Das Allte Testament deutsch. M. Luther.^) Er enthält 11 Holzstöcke, welche bei einer Höhe von 220 — 232 und einer Breite von 130 — 160 mm die ganze Folioseite einnehmen. Der erste zeigt die Sündfluth. Oben ist schweres Gewölk, aus welchem sich der Regen über Land und Meer ergiesst, in der Mitte die Arche, ein langer flacher Kasten mit der Aufschrift: Der Kaste Noe, dahinter rechts auf dem Ufer ein todter Hund und ein todtes Pferd, an welchem ein Rabe pickt, darüber die Friedenstaube. Der untere Theil zeigt den überschwemmten Erdboden, auf welchem entwurzelte Bäume, todte Menschen und Vieh durcheinander liegen. — Der zweite stellt dar, wie der Engel den Abraham am Opfer seines Sohnes hindert. Isaak kniet *) Das Newe Testament M. Luthers Wittemberg MDXXX. Am Ende des Registers: Gedruckt zu Wittemberg durch Hans LufTt. In Octav. Panzer Entwurf p. 82. No. 15. ^) Das Newe Testament D. Mart. Luther. Am Ende des Registers: Gedruckt zu Wit- temberg durch Hans lAifTt MDXXXTII. In Octav. Panzer Entwurf p. ^4. No. 17. ^) Das Allte Testament deutsch. M. I.uthcr. Vuillcmberg. In Folio. Panzer, Entwurf p. 146. No. I, 26 auf dem sorgfältig geschichteten Scheiterhaufen, das Gesicht halb nach dem Beschauer gekehrt. Von rechts kommt der rettende Engel. Im Ge- büsche sieht man den Widder, im Hintergrunde links eine Stadt. — Darauf folgt die Darstellung, wie Jacob, eine plumpe Figur, der nach links ge- kehrt im Vordergrunde liegt, im Traume die nach rechts aufsteigende Himmelsleiter mit den Engeln sieht. Den Hintergrund bildet eine Land- schaft mit einer Stadt. — Der Holzschnitt wie Joseph dem Pharao seine Träume auslegt, zerfällt in zwei Abtheilungen. In der oberen liegt Pha- rao in einem weiten leeren Gemache nackt in seinem Bette. Ihm zur Seite steht Joseph mit dem Gesicht dem Beschauer zugekehrt. In der unteren Hälfte stehen rechts die fetten und die mageren Kühe, links die fetten und die mageren Aehren. — Der 5te Holzschnitt ist dem Tempel gewid- met» Im Innern eines Gemaches steht der Räucheraltar, dahinter erhebt sich eine Mauer, auf welcher die Bundeslade prangt. — Unter den Geräthen der Stiftshütte auf Fol. 59 sieht man hinten den 7armigen Leuchter mit dem Lichtputzer, einen Becher und ein Licht, vorn den Schaubrodtisch, Scha- len, Becher und Kannen. — Der Hof der Stiftshütte auf Fol. 60 ist mit grossen Steinen gepflastert und von einer Mauer umgeben. Im Vorder- grund ist ein Teppich aufgespannt, im Hintergrunde sieht man rechts ei- nen Wald, links Gebäude. — Der 8te soll die Construction der Stiftshütte veranschaulichen. In einem Gemache mit einer schmalen Lichtöffnung in der Hinterwand stehen in einer mit Steinplatten belegten oberen Abtheil- ung die Bretterladen der Stiftshütte, die in die Fussgestelle eingepasst und durch die Querstangen zu einer 'Wand verbunden sind. In der un- tern Abtheilung sieht man, wie die Laden und die Querstangen sich in den Ecken zusammenschliessen und wie den am Fussende der Laden ange- angebrachten Zapfen die Fussgestelle entsprechen. — Der gte Holzschnitt zeigt das Innere eines Gemaches. Der Boden ist mit Marmorplatten aus- gelegt, im Hintergrund ein Springbrunnen, vorn der Brandopferaltar mit Opfergeräthen, Schaufel, Gabel und Schüsseln. — Der lOte gibt eine per- spectivische Ansicht der Stiftshütte und ihres Hofes. Der von Säulen um- schlossene Hof ist mit Steinen gepflastert. Darin steht der Brandopfer- altar mit seinen Opfergeräthen, der Springbrunnen und die Stiftshütte. Bei dieser ist der Vorhang geöffnet und die Decke zurückgeschlagen, so dass man in's Innere blickt und den Leuchter, den Schaubrodtisch, den Räucher- altar und die Bundeslade bemerkt. Den Hintergrund bildet eine rohe Land- schaft. — Der Ute Holzschnitt zeigt den Hohenpriester in Amtstracht, die Linke liegt in dem Gürtel, die Rechte ist etwas gehoben und geöffnet. Von wem diese Bilder herrühren, ist unsicher. Etwas, das an die Art Cranachs erinnerte, ist in ihnen nicht zu finden. Im Schnitt sind sie sehr verschieden. 27 _ Diese Holzschnitte wurden in allen späteren Folioausgaben, von denen die zweite bei den Gebrüdern Melch. und Mich. Lotther 1523,^) die 3te 29. resp. 6te bei Michel Lotther 1526 2) erschien, wieder angewendet, mit dem 30. einzigen Unterschiede, dass sie nicht mehr auf besonderen Blättern bei- geheftet sondern auf der Rückseite bedruckt wurden. Zur Illustration der Grossoctavausgaben , von denen die erste 1524 31. bei Melchior Lotther d. J. erschien,^) wurde der Künstler GL herangezo- gen. Der Titel steht in der Einfassung, welche Lotther zu seiner 1524 in Grossoctav veranstalteten 4ten Ausgabe des Neuen Testamentes hatte an- fertigen lassen. Auf der Rückseite des 8ten Blattes folgt in einem zierli- chen Holzschnitt die Schöpfung. Mit dieser hat die Ausgabe 13 Holz- schnitte, welche die ganzen Seiten einnehmen und auf der Rückseite be- druckt sind. Auf einigen steht das Monogramm GL und die Jahrzahl 1523. In der 1525 von Michel Lotther veranstalteten Sten'^) und in der 32. 1528 von ihm gedruckten 7ten Grossoctavausgabe ^) wurden sie wieder- 33, holt. Die 3te Gruppe von Illustrationen bilden die 1 5 Holzschnitte in der 34. 1523 von Hans Lufft veranstalteten Kleinoctavausgabe.^) In demselben Jahre, nämlich 1523, in w^elchem der erste Theil des Alten Testamentes in Wittemberg dreimal die Presse verlassen hatte, brachte Luther auch den zweiten Theil zu Stande, so dass er schon im Beginne des Jahres 1524 veröffentlicht werden konnte. Er umfasst das Alte Te- stament vom Buche Josua bis Esther. Die erste Originalausgabe führt 35. den Titel : »Das Ander teyl des alten Testaments. Gedruckt zu Wittem- berg, in Folio« und erschien Anfang 1524 bei Melchior Lotther.''^) Der ^) Das Allte Testament deutsch: M. Lutlier. Vuiitemberg. Am Ende der Bücher Mo- sis: Gedruckt zu Wittemberg Melchior und Michel Lother gebrudcr MDXXllI. In Folio. Pan- zer Entwurf p. 148. No. 2. 2j Djig Allte Testament deutsch M. Luther Wittemberg M.D.XXVL Am Ende: Ge- druckt zu Wittemberg Michel Lother MDXXVL In Folio. Panzer Entwurf p. 152 No. 6. 3) Das Allte Testament deutzsch. Marti. Luther. Wittemberg. M.D.XXIIII. Am Ende : Gedruckt zu Wittemberg durch Melchior Lotther den iungen. MDXXUII. In gr. Octav. Pan- zer Entwurf p. 151 No. 4. •*) Das Allte Testament deutzsch Mart. Luther. Wittemberg M.D.XXV. Am Ende : Ge- druckt zu Wittemberg Michel Lotther. In Octav. Panzer Entwurf p. 152 No. 5. ö) Das Allte Testament deudsch. Martinus Luther Wittemberg. MDXXVIII. Am Ende: Gedruckt zu Wittemberg Michael Lotther. In gr. Octav. Panzer Entwurf p. 153 No. 7. ö) Das Allte Testament deutsch. M. Luther. Wittem. Am Ende : Gedruckt zu Wittem- berg durch Ilans Lufft, MDXXIII. In kl. Octav. Panzer Entwurf p. 149 No. 3. ') Das Ander teyl des alten testaments. Am Ende : Gedruckt zu Vuittemberg. In Fo- lio. Panzer Entwurf p. 154 No. i. 28 Titelholzschnitt zeigt den auf einem Steine sitzenden geharnischten Josua, wie er in der rechten Hand einen Commandostab , in der linken seinen Helm hält. Ausserdem hat die Ausgabe 23 Holzschnitte, von denen drei die ganze Seite die übrigen (h. 105 br. 160) die Hälfte derselben einneh- men. Die drei ersten gehören dem Buche Josua an und stellen dar, wie die Juden die Bundeslade durch den Jordan tragen, wie unter dem Klange der Posaunen die Mauern von Jericho einfallen und wie Josua die drei feind- lichen Könige hängen lässt. Die Nummern 4 — 10 illustriren die Bü- cher der Richter. Bei der Darstellung wie Gideon sich sein Volk aus- wählt , sfeht man den Richter oben auf der Bergeshöhe vor dem in der Luft schwebenden Gottvater knien, unten das Wasser, an das er die Ju- den geführt hat, zu beiden Seiten dicht gedrängt Ikwaffnete. — DerUeber- fall der sorglos schlafenden Midianitcr geht in einer Landschaft vor sich, in welche drei Fclscnengpäs.sc hineinführen. — Ein grosser Raum ist dem Leben des Simson gewidmet. In einem schönen Landschaftsbilde wird vorge- führt, wie er oben den Löwen einfängt, unten im Vordergrunde ihm die Zunge ausreisst. — Die Darstellung, wie er die Füchse mit den brennen- den Schwänzen durch die Weinberge der Feinde jagt und mit der Eselskinnlade die 300 Philister erschlägt, ist seitengross. — Weniger gelun- gen ist der Holzschnitt, wie Simson das Stadtthor der Philister hinweg- trägt. Links ist die Stadt, in deren Hintergrunde sich ein steiler Berg er- hebt, rechts der Hügel, zu dem Simson mit dem Thürpfosten auf dem Rücken hinaufschreitet ; seine Beine sind in seltsamer Weise verzeichnet. — Innerhalb eines umfriedeten Raumes , in dessen Hintergrund Laubwald sicht- bar ist, liegt er bald darauf im Schoosse der Delila, die ihm die Haare abschneidet. Rechts und links hinter dem Zaune lauern die mit Lanzen bewaffneten Feinde. — Recht schwach ist die Darstellung, wie Simson den Tempel der Philister zertrümmert. Der ganze Raum ist so sehr von herab- fallenden Steinen bedeckt, dass man nur den die beiden Hauptpfeiler in den Armen haltenden Richter und die Köpfe der zerschmetterten Philister sieht. — Die folgenden Holzschnitte gehören den Büchern der Könige an. Der erste schildert die Niederlage der Israeliten. In der Mitte einer Land- schaft erhebt sich das Haus des Eli, der auf dem Stuhle sitzt und vom Boten die Nachricht von der verlorenen Schlacht, dem Tode seiner beiden Söhne und dem Raube der Bundeslade erhält, im Vordergrund links der Tempel, wo er auf die Schreckensbotschaft todt zu Boden gefallen ist ; rechts vor dem Laubwalde zieht triumphirend die Schaar der Feinde ab. — Bei der Salbung des Saul kniet dieser in der Mitte und ist auch knieend noch gleichgross wie die Uebrigen; Samuel gicsst ihm in würdevoller Weise das Oel über das Haupt , rechts und links stehen drei Männer , von denen der vordere die Krone hält, im Hintergrunde sieht man Bäume und die Hl. 2() Königsburg. Die Salbung des David ist weniger gelungen. Die Art, wie der Hirtenknabe in der Mitte kniet, ist hölzern. Auch Samuel ist durch- aus nicht eine so würdige Gestalt, wie in dem vorigen Bilde. Von oben giesst die Sonne ihre Strahlen auf David herab, rechts und links stehen zuschauende Männer. — Bei der ]3arstellung des Kampfes zwischen David und Goliath sieht man rechts die israelitische Königsburg, links die Zelte der Philister. Der links stehende Goliath, eine .schlanke Rittergestalt, hat die rechte Hand auf den Speer gestützt und betrachtet verächtlich den mit der Schleuder zum Wurfe ausholenden Knaben. — Der näch.ste Holz- schnitt zeigt den Tod des Saul. Im Hintergrunde sieht man rechts die Israeliten fliehen, links die Philister, welche die jüdischen Zelte eingenom- men haben ; im Vordergrunde rechts Saul, der sich in sein Schwert stürzt, links den Boten, der dem David die Nachricht von Sauls Tode und die König.skrone überbringt. — In der naivsten Weise i.st die Bathseba aufge- fasst. Der I'luss, in dem sie badet, zieht sich gerade am Palaste des Da- vid hin, dieser sitzt mit der I larfe neben seinem Begleiter auf der P'cnster- brüstung, Bathseba schaut ihm gerade in's Auge. In der alten Weise ist sie nicht nackt dargestellt, sondern hat ihre Kleider bis zu den Knieen emporgeschürzt und lässt sich von einer Dienerin den rechten P'uss waschen. — Nachdem noch die Erstechung des an der Kiche hängenden Absolon durch Joab geschildert ist, wird die Aufmerksamkeit des Zeichners be- sonders durch die Kunstwerke gefesselt, welche während der Regierung Salomo's in's Leben gerufen wurden. Der (die ganze Seite einnehmende) Salomonische Tempel ist ein Gebäude von quadratischem Grundriss, sehr hoch, mit einem Kranzgesimse abschliessend, der Boden ringsum ist mit Marmorplatten gepflastert. — Darauf sieht man den von vierfachen Mauern umfriedeten Salomonischen Palast, die beiden i8 P211en hohen, von Hiram gefertigten ehernen Säulen für die Halle des Tempels, das eherne Meer und das »Gcstuel.« — Den Abschluss macht Salomo selbst, der auf seinem Throne sitzt, dessen Seitenlehnen von Löwen gebildet werden und zu wel- chem Marmorstufen emporfuhren. — Auf der, letzten Seite steht ein Lamm mit einer Siegesfahne und gegenüber Luthers Wappen, eine Rose mit einem Kreuz in der Mitte. Die Illustrationen für die 1524 von Melchior Lotther d. J. veranstal- 36. tete Grossoctavausgabe lieferte der Künstler 6L,^) Der Holzschnitt auf der Rückseite des Titelblattes zeigt entsprechend demjenigen der Folio- ausgabe den geharnischten Josua mit einem grossen Schwert an der linken *) Das Ander teyl des alten teslaments. Willemberg. Am Ende: Gedruckt zu Wittem- berg Melchior Isolier der iunger. Im iar nach Christi geburt Tausent fünfhundert und vier und zwenlzig. In gr. Octav. Panzer Entwurf j>. 156 No. 2. 3^. Seite und einem Commandostab in der rechten Hand. Er ist jedoch nicht sitzend dargestellt, sondern steht unter einem Thore und spricht mit den Aeltesten des Volkes. Die 24 schönen Textbilder sind in engem An- schluss an diejenigen der Folioausgabe gemacht, nehmen die ganzen Sei- ten ein und sind auf der Rückseite bedruckt. In der von Michel Lotther 37. 1527 veranstalteten 3 ten Grossoctavausgabe ^) wurden sie wieder verwendet. Schon vor dem September des Jahres 1524 vollendete Luther auch den dritten Theil des Alten Testamentes, welcher den Hiob, den Psalter und die Schriften Salomonis enthält. 38. Die erste Folioausgabe erschien 1524 bei Melchior Lotther unter dem Titel: »Das Dritte teyl des allten Testaments. Wittemberg 1524.«^) Der (h. 260 br. 160) Titelholzschnitt zeigt oben die Väter des alten Testamen- tes, welche von einem Balcon herab auf den Heiland sehen, welcher un- ten an das Kreuz geschlagen wird. Ausserdem hat dieser Theil nur einen die ganze Seite einnehmenden (h. 225 br. 165) Holzschnitt, welcher vor dem Buche Hiob steht und durch eine Mauer in zwei Theile getheilt ist. In der Landschaft im Hintergrunde sieht man links das zusammenstürzende Haus des Hiob, rechts die Feinde, welche dessen Kühe hin wegtreiben. Vor der Mauer sitzt der aussätzige Hiob auf dem Misthaufen und wird von seiner Frau und seinen Freunden verhöhnt. 39. Die Umarbeitung dieser beiden Holzschnitte für die 1525 von Michel Lotther veranstaltete Grossoctavausgabe ^) übernahm der Künstler GL. Der eine zeigt den Heiland, wie er mit der Dornenkrone auf dem Kreuze sitzt, der andere den Hiob mit .seinem Weib und seinen Freunden. Die Illustrationen in den verschiedenen Theilen der Lutherschen Bi- belübersetzung weisen also einen Zusammenhang mit denjenigen der vor- lutherischen Bibeln nicht auf, und es scheint fast, als ob Luther geflissentlich einen solchen vermieden habe. Waren sie auch nur theilweise von künstleri- schem Werth, so sind sie doch aus einem anderen Grunde von der gröss- ten Bedeutung. Wie vor Luther die Holzschnitte der kölnischen Bibel fast überall wiederholt worden waren, so wurden jetzt fast allerwärts, wo man die luthersche Bibel nachdruckte, auch die darin enthaltenen Illustra- tionen nachgeahmt. ^) Das ander teyl des Alten testaments. Wittemberg. M.D. XXVII. Am Ende : Gedruckt zu Wittemberg Milchel Lotther. In gros Octav. Panzer Entwurf p. 157 No. 4. 2) Panzer Entwurf p. 158 No. i. 3) Das dritte Teyl des allten Testaments. Wittemberg MDXXV. In gr. Octav. Panzer Entwurf p. i6o No. 2. 31 LUTHERS NEUES TESTAMENT IM NACHDRUCK. |le weiteste Verbreitung fand sofort Luthers Neues Testament. In Augsburg veranstaltete den ersten Folionachdruck 1 523 Hans 40. Schoensperger. ^) Unter dem Titel, der in einer Einfas.sung steht, sieht man das Christkind mit den Passionsinstrumenten auf einem Kissen sitzen. Im Uebrigen leitete die Illustration Hans Scheifelin, mit dessen Mono- gramm 1 1 Holzschnitte versehen sind, die sich inhaltlich an diejenigen der Wittemberger Ausgabe anschliessen. Vor jedem Evangelium steht die Abbildung des Verfassers, die den dritten Theil des Blattes einnimmt (h. 90 br. 140). Matthäus sitzt in einer Kirche auf einem Steine uud liest in einem Buche, davor kniet der geflügelte Engel , der ihm das Buch hält. Marcus sitzt mit bedecktem Haupt schreibend in einem Zimmer an einem Tisch, auf welchem ein kleiner Pult steht; links ist freie Aussicht in einen Garten, und davor liegt schlafend der geflügelte Löwe. Lucas sitzt gleich, falls auf einem prächtigen Stuhle schreibend an einem Pulte, rechts sieht man Bäume und den geflügelten Ochsen. Johannes mit lockigem Haar sitzt vor seiner Bücherei, hat ein aufgeschlagenes Buch und liest, rechts auf einem Buche sitzt der Adler. Die zu Anfang der Epistel an die Rö- mer stehende Abbildung des Paulus hat dieselbe Grösse. Der Apostel , ein kräf- tiger Mann mit langem Bart und faltigem Gewände sitzt auf einem grossen Stuhl in einer offenen Basilika, die auf beiden Seiten den Ausblick in eine waldige Landschaft gestattet; die rechte Hand hat er aufs Schwert ge- stützt, mit dem ausgestreckten linken Arm zeigt er ein Buch. Die vor der Apostelgeschichte befindliche Ausgiessung des heiligen Geistes (h. 230 br. 160) ist die Wiederholung eines Holzschnittes, welchen Scheifelin für ein von Schoensperger 15 12 gedrucktes Evangelienbuch geliefert hatte. In einem grossen Gewölbe sitzt Maria mit einem Buch auf dem Schoosse inmitten der Jünger, von denen links der vordere steht, rechts der vordere kniet. Aus dem Fenster, durch das die Taube hereingekommen ist, hat man Ausblick auf einen Berg. Rechts hängt ein zurückgeschlagener Vorhang. Oben in den Wölbungen des Fensters sind zwei mit Inschriften versehene ^) Das buch des Newen Testaments Teutsch Mit schönen Figuren MDXXIII. Am Ende: Gedruckt in der kayserlichen Stat Augspurg durch Hanns Schoensperger. In Folio. Panzer, Annalen der älteren deutschen Litteratur II p. 132 No. 1612. Panzer, Entwurf der Geschichte der lutherschen Bibelübersetzung p. 87 No. i. Panzer, Beschreibung der Augs- burgischen Ausgaben der Bibel p. 69 No. XXVI. 3- Reliefbüsten angebracht. Das Monogramm steht unten. Ebensogross sind die 21 Bilder in der Apokalypse, von denen indessen nur die 5, welche das Monogramm tragen, Scheifelin angehc)ren. Sie sind vollständig neu componirt, während die anderen 16 nur Copien nach den Wittember- gischen Holzschnitten sind. Der erste von Scheifelin gelieferte Holz- schnitt zeigt das Erdbeben. Links oben ist die Sonne, rechts der Mond, unten sieht man Städte einfallen und Meteore herabschlagen. Die Men- schen haben sich erschreckt in eine Berghöhle geflüchtet, ein König sieht furchtsam in die Höhe, ein anderer macht eine hoffnungslose Geberde, während ein kleiner nackter Knabe vor der Höhle sitzt und noch nichts von der Gefahr weiss. — Auf dem zweiten schwebt oben der Engel mit dem Kreuze, unten sieht man andere geflügelte Engel, von denen einer den Frommen die Kreuze auf die Stirne malt. — Der dritte Holzschnitt zeigt in den Lüften in der Glorie Gottvater von zwei Engeln umgeben; unten stürmen die Reiter auf den Löwenpferden einher, während gleichzeitig die Engel den dritten Theil der Menschen erschlagen. — Der vierte ist nicht so bewegten Inhaltes. Gottvater, von Wolken getragen, schickt den En- gel nach der Erde ab, wo die Weinreben und Aehren abgeschnitten wer- den. — Der letzte Holzschnitt zeigt im Vordergrunde einer bergigen Land- schaft den Engel, welcher den gefesselten Teufel, ein Ungethüm mit Weiber- brüsten, in den Agrund hinabstösst. Obwohl Scheifelin in der Composition aller Holzschnitte ziemlich frei verfahren ist, gehören sie doch nicht zu seinen charakteristischen Leistungen. ^^ Noch in demselben Jahre veranstaltete Hans Schoensperger eine zweite Folioausgabe mit denselben Holzschnitten.^) 42, Die dritte Ausgabe in Folio ist zwar ohne Ort, Drucker und Jahr erschienen, gehört aber sicher Silvan Othmar in Augsburg und dem An- fang des Jahres 1523 an. 2) Auf dem Titel wiederholte er einen Holz- schnitt , welchen Scheifelin für eine von Hans Othmar 1 5 1 3 gedruckte Aus- gabe des Heiligenlebens geliefert hatte. Er zerfällt in zweiTheile: Oben in den Wolken hängt Christus am Kreuz, über dem die Taube des heiligen Geistes schwebt: zu beiden Seiten knieen die Seligen, die zum Theil Pal- menzweige halten, und beten ihn an. Unten stehen Vertreter des Alten und Neuen Testamentes, unter ihnen im Vordergrunde rechts Moses mit den Gesetzestafeln, links Paulus mit dem Schwerte. In der Mitte unten ^) Das buch des Newen Testaments Teutsch Mit schönen Figuren MDXXIII. Am Ende: Gedruckt in der kayserlichen Stat Augspurg durch Hans Schoensperger. In Folio. Panzer, Entwurf p. 90 No. 2. 2) Das neu Testament. Ohne Ort , Drucker und Jahr. In Folio. Panzer , Entwurf p. 91 No. 3. Beschreibung der Augsburgischen Bibeln p. 74 No. XXVII. Annalen der äl- teren deutschen Litteratur II, No. 16 14. ...33 steht das Monogramm. Die Illustration der Apokalypse übernahm Hans Burgk- mair. Aber die Arbeit ging Othmar zu langsam. Kaum waren 6 Holzschnitte vollendet, als er seinen ersten Nachdruck in die Welt schickte. Erst die beiden folgenden Ausgaben, welche noch in demselben Jahre nöthig waren, ^) enthalten 43/44. die vollständige Rurgkmairsche Apokalypse, das heisst, nicht mehr 6 sondern 21 Holzschnitte. Johannes sieht den Mann zwischen den 7 Leuchtern. — Gott- vater sitzt auf dem Wolkenthrone, von den 24 Ael testen und den Evangelisten- symbolen umgeben. — Die 4 apokalyptischen Reiter stürmen auf dem Wolkenpfade im Bogen der Erde zu. — Die Engel werfen den Märtyrern weisse Gewänder über. — Die Städte stürzen ein , Meteore fallen auf die Erde herab. Bäume sinken. Die Menschen haben sich in Klüften verbor- gen. — Oben schwebt der Engel mit dem Kreuze , in der Mitte sind die Winde und die 4 Engel mit der Macht zu schädigen, unten malt der letzte Engel den Frommen die Kreuze auf die Stirn. — Gottvater sitzt auf dem Wolkenthrone. Die 7 Fngel erhalten Posaunen und Rauchwerk, lassen ihre Instrumente ertönen und schütten das mit Hagel und Blut ver- mischte Feuer auf die Erde herab. Dort verbrennen die Bäume und Grä- ser , die Schiffe im Meere gehen zu Grunde. — Auf das Posaunen Weh Weh Weh fällt der Stern Wermuth herab und verbittert die Gewässer, grosse Heuschrecken kriechen auf dem Boden herum und quälen die Men- schen, Sonne, Mond und Sterne werden verfinstert. — Die gepanzerten Män- ner auf Löwen mit Scorpionenschwänzen stürmen der Erde zu , wo schon die 4 Engel angekommen sind und das Dritttheil der Menschen erschla- gen. — Der auf Meer und Erde stehende grosse Engel mit Wolkenleib' Sonnenantlitz und Pfeilerfüssen überreicht dem Johannes das Buch. — Johannes misst den Tempel, wirft den inneren Chor heraus, im Vordergrunde links sieht man das Ungethüm, rechts die beiden Propheten. — Der Drache be- lauert das in Geburtsnöthen schwebende Weib, das Kind wird entrückt und von zwei Engeln vor dem Throne Gottes niedergelegt. — Der aus dem Meere aufgestiegene Pardel thut Wunder und wird von den Menschen ^) a) Das neu Testament. Am Ende : Gedruckt und seligklich volendet ist diss New Testament, in der kaiserlichen Stat Augspurg , durch Silvanü. Ottmar , bey sant Ursula clo- ster, auff den XXI. tag Marcii des MDXXIII jars. In Folio. Panzer, Annalen II. No. 1615. Beschreibung der Augsburger Bibeln p. 76 No. XXVIII. Entwurf p. 92 No. 4. Zapf, Augs- burger Buchdruckergeschichte II. p. 163. ff. Weigel, Kunstlagerkataloge No. 6775. b) Das neu Testament mit ganz nützlichen Vorreden , und der schweresten oerter kurze, aber gute Auslegung. Ain Register , wo man die Episteln und Evangelia von der Zeit und den Heiligen das gantz Jar in diesem Testament finden soll. Am Ende : Gedruckt und seligk- lich volendet ist diss New testament in der Kaiserlichen Stat Augspurg, durch Silvanum Ott- mar, bey sant Ursula Closter, auf den XI. Tag Junii des MDXXIII. iahrs. In Folio. Panzer Annalen II. No. 1616; Beschreibung der Augsburger Bibeln p. 77 No. XXIX; Entwurf p. 93 No. 5. _ _ H angebetet. — Das Lamm steht auf dem Berge Zion , zwei Engel fliegen der Erde zu und die Stadt Babylon wird zertrümmert. — Des Menschen Sohn sitzt mit der Sichel in der Hand in den Wolken, unten schneiden die beiden Engel die Aehren und die Reben ab. — Die 7 Plagen werden auf die Erde ausgegossen. — Die grosse Hure sitzt mit dem Weinkelch in der Hand auf dem siebenhäuptigen Ungethüm. — Der Mühlstein wird auf die Erde geworfen. — Im offenen Himmel steht der »Treu und Wahr- haftig« , und der Engel ruft die Vögel zusammen , unten sieht man den Drachen und die falschen Propheten. — Der Engel stösst den Teufel in den Abgrund. — Johannes betrachtet vom Engel geleitet vom Berge herab das Neue Jerusalem. Sowohl dieDürer'sche Apokalypse wie die Wittemberger Blätter sind von Burgkmair ganz frei umgestaltet worden. Er Hess dabei das Bestre- ben vorwalten, die einzelnen Figuren womöglich in die Diagonale zu rücken, um dadurch der Szene eine grössere Lebendigkeit zu geben. Auf allen 2 1 Blättern hat er sein Monogramm angebracht, was er sonst nicht häufig that. Trotzdem gehört die Apokalypse nicht zu seinen bedeu- tendsten Leistungen, wenn sie auch nicht so schwach ist, dass man sie mit Passavant (III 270) dem alten Burgkmair ab- und dem jungen zuspre- chen müsste. Unter die besten Blätter der Folge hat man die sinnig auf- gefasstc Jungfrau auf der Mondsichel und den Engel , welcher den Teu- fel fesselt, zu rechnen. 45. Die 6te Ausgabe veranstaltete Hans Schoensperger 1524 in Folio*) und wiederholte darin die Holzschnitte, die er für seinen ersten Nachdruck hatte fertigen lassen. 46. Die 7 te Folioausgabe 2) erschien im Juni 1524 bei Silvan Othmar mit den Holzschnitten der vierten Folioausgabe vom März 1523. 47. Eine 8te Ausgabe in Folio veranstaltete Heinrich Steiner 1527.^) Der Titelholzschnitt ist eine Copie desjenigen, welchen Knoblouch in Strass- 1, MDXXIIIl Jesus Das New Testament Teutsch mit schönen Figuren. Darzu eyn Register, inn welchem ange- zeygt wirt Epistel , unnd Ewangeli , wie dieselben auf eynen yeden Tag nach Ordnung gele- sen werden. Am Ende: Getruckt inn der kayserlicheu Statt Augsburg durch Hans Schoensperger in Folio. Panzer, Entwurf p. 93 No. 6; Beschreibung der Augsburger Bibeln p. 92. No. XXXIX. ^) Das neu Testament mit ganz ntitzlichen Vorreden, und der schwöresten örter kurze aber gute Auslegung. Ain Register, wo man die Episteln und Evangeli, von der Zeit und den Heiligen das ganze Jar in diesem Testament finden soll. Am Ende : Gedruckt und seligklich volendet ist das neu Testament, in der kayserlichen Stat Augspurg durch Silvanum Otmar bey sant Ursula closter auf den VII. tag Junii MDXXIIIl iars. In Folio. Panzer, Entwuif p. 94 No. 7, Beschreibung p. 94 No. XL. 3) DAs neuw Testament, Recht grüntlich teutscht. Mit schönen vorreden unnd der Schweresten oerteren kurz, aber gut, auslegung. Und Register, wo man die Epistelen und 35 bürg zu seinem 1524 und 1525 gedruckten Alten Testamente gebraucht hatte. Zu Anfang eines jeden Buches steht der Verfasser, theils in einem in Holz geschnittenen Buchstaben, theils in einem vom Buchstaben ge- trennten kleinen Holzschnitt. Die Apokalypse hat die 21 Wittemberger Holzschnitte, die 100 mm. hoch und 6^ breit sind. Er wiederholte die Ausgabe mit den nämlichen Holzschnitten 1528^) 48. und 1531.*) 49. 1531^) druckte er auch eine Octavausgabe, deren Holzschnitte sich 50. nach denjenigen richten, welche die von Hans Lufft in Wittcmberg 1530 veranstaltete Octavausgabe zierten. Diejenigen zu Anfang der Bücher stellen die Verfasser dar und nehmen theils das halbe Blatt, theils ein Viertel desselben ein. Vor der Apostelgeschichte steht die ganze Seite einnehmend die Ausgiessung des heiligen Geistes. In der Apokalypse sind jedoch nicht wie in der Wittemberger Au.sgabe 26 sondern nur 21 Blätter. Ebenso eifrig wie in Augsburg war man in Basel im Nachdruck des Lutherschen Neuen Testamentes. Die beiden Drucker, welche hier die Verbreitung desselben übernahmen, waren Adam Petri und Thomas Wolff. Der Künstler, welcher die Wittemberger Illustrationen für Basel umzuarbeiten hatte, war Hans Ilolbcin. Den ersten Nachdruck veranstaltete Adam Petri im December 1522 51. unter dem Titel: »Das New Testament yetzund recht grüntlich teutscht. Welchs allein Christum unser Seligkeit, recht und klärlich leret. Mit gar gelerten und richtigen Vorreden und der schweresten Oertern kurz, aber gut, Auslegung. Folio. «•^) Für den Titel componirte Holbein das schöne Euangelion des gantzen iars in diesem Testament finden soll. Darzu der usslendigen wörtter auflf unser teutsch auzeygung Gedruckt zu Augspurg durch Hainrich Stayner Im Jar MDXXVII. In Folio. Panzer Entwurf p. 96 No. 10; Beschreibung p. io4No.'XLlX. ^) Das Neuwe Testament, Recht grüntlich unnd teutscht. Mit schoenen vorreden der Schweresten oertern kurz, aber gut auslegung. Und Register — Darzu — anzaygung Gedruckt zu Augspurg durch Hainrich Stayner im Jar. MDXXVIII. In Folio. Panzer Entwurf p. 96 No. 1 1. Beschreibung p. iiSNo. LVIII. *) Das new Testament recht grüntlich teutscht. Mit schönen Vorreden. Und Register — darzu der ausslendigen — Anzaygung. Gedruckt zu Augspurg durch Heinrich Steyner Im Jar MDXXXI. In Folio. Panzer Entwurf p. 97 No. 12 ; Beschreibung p. 122 No. LXII. 8) Das New Testament Deutsch. Getruckt zu Augspurg durch Heinrich Steyner MDXXXI. In Octav. Panzer Entwurf p. 97 No. 13. *) Panzer, Entwurf p. 98 No. i. — Stockmeyer und Reber, Baseler Buchdruckergeschichte p. 144 No. 75. — Voegelin, Ergänzungen und Nach Weisungen zum Holzschnitt werk Hans Hol- beins d. J. 3* ^„aaä^^ää^aa^ 36 Titelblatt mit den Figuren der Apostel Petrus und Paulus, den Zeichen der vier Evangelisten, dem Baseler Wappen (Inclyta Basilca) und dem Knaben auf dem Löwen. ^) Als Titelbilder der einzelnen Rücher (h. 80 br. 66) wiederholte er die in der Wittemberger Ausgabe befindlichen Holz- schnitte : die vier Evangelisten mit ihren Attributen , die Ausgiessung des heiligen Geistes, Saul's Bekehrung, Paulus in reichverzierter Nische und des Petrus Vision von den unreinen Thieren. Er ist dabei ziemlich frei verfahren. Matthäus und die Ausgiessung des heiligen Geistes zeigen zwar eine leise Anlehnung an die Wittemberger Blätter, die übrigen Holzschnitte sind aber neu erfunden. 52. Die zweite von Petri im März 1523 veranstaltete Eolioausgabe^) ist ein Wiederabdruck dieser ersten mit denselben Holzschnitten. 53. Ebenfalls im März 1523 Hess Petri eine Octavausgabe des Neuen Testamentes erscheinen.^) Der Titel ist in die von Holbein für diesen Druck componirte verkleinerte Nachbildung der Titeleinfassung der Folio- ausgabe (Passavant 74, Woltmann 216) hineingedruckt. Von den übrigen Holzschnitten sind alle bis auf Sauls Bekehrung vorhanden. 54. Dieselben Illustrationen — ohne Sauls Bekehrung — hat auch die im December 1523 von Petri gedruckte 4te Octavausgabe.^) 55. Die 5te Ausgabe in Octav veranstaltete 1523 Thomas Wolft unter dem Titel : »Das gantzs nemv Testament yetz klärlich aus dem rechten grundt teuscht . . . Auch die Offenbarung Joannis mit hüpschen figuren aus welchen man das schwerest leichtlich verston kann.«^) Den Titel stellte er ^) Fassavant 73, Woltmann 215. ^) DAs neuw Testamet recht grünllich teutscht. Mit gantz gelerten und richtigen vor- rede, und der schwereste oertere kurtz, aber gut, ausslegung. Ein gnugsam Register, wo man die Epistlen und Euangelion des gantzen jars in disem Testament finden soll. Die aussl en- dige wörtter, auf unser teutsch angezeygt. Gedruckt zum anderen mal, durch Adam Petri zu Basel, Anno MDXXIII. — Am Ende der Offenbarung : Zu Basel, durch Adam Petri im Mertzen des Jars MDXXIII. In Folio. Panzer Entwurf p. 99 No. 2. ^) Das Gantz Neuw Testamet recht grüntlich teutscht. Mit gar gelerten und richtigen vorreden und der Schweresten oerteren kurtz , aber gut , ausslegung. Ein gnugsam Register wo man die Episteln und Euangelien dess gantzen iars in disem Testament finden sol. Die ausslendigen Wörter auf unser teutsch angezeigt. Gedruckt durch Adam Petri zu Basel An. MDXXIII. Am Ende: Zu Basel, durch Adam Petri, im Mertzen, dess Jars MDXXIII. In Octav. Panzer Entwurf p. loi No. 3. *) Das Gantz Neuw testamet recht grüntlich teutscht. Mit gar gelerten und richtigen vorreden — Ein gnugsam Register — des gantzen iars — Die ausslendige — angezeigt. Ge- druckt durch Adam Petri zu Basel. An. MDXXIII. — Am Ende : Zu Basel , durch Adam Petri, im Christmond des Jars MDXXIII. In Octav. Panzer Entwurf, p. 102 No. 4. ^) Das gantzs neuw Testament yetz klärlich auss dem rechten grundt teutscht, Mit gar gelerten Vorrede, welche eingang und undes richtüg in dise bucher klaerlich antzeigen. Darzu kurtze unnd gutte etlicher schwerer ortter ausslegung. Auch die Offenbaning Joannis niitt hüpschen figuren, aus welche man das schwerest leichtlich verslon kan. Zu Basel MDXXIII. in eine schlechte gegenseitige Copie einer Holbeinschen Bordüre (Passavant III, Weltmann 235.) Vor dem Text brachte er Urs Grafs Petrus und Paulus *) und auf der Rückseite dieses Blattes und vor den einzelnen Büchern ge- ringe Abbildungen der Verfasser. Für die Apokalypse Hess er durch Holbein die 21 Bilder der Wittemberg er Septemberausgabe copiren. Auch hier hat sich der Künstler äusscrlich genau an das Vorbild angeschlossen, aber doch sei- nem Genius einigen freien Spielraum gewährt. Im ersten Blatte, welches den Mann zwischen den 7 Leuchtern und Johannes zu den Füssen desselben darstellt, gibt er eine genaue Copie des Wittemberger Bildes mit dem einzi- gen Unterschiede , dass sich Christus mehr als dort zu Johannes herunter- neigt und dass die Leuchter, welche in der Wittemberger Ausgabe zwar im Renaissancestil, aber mit gothischcn Reminiscenzcn gehalten waren, hier reine Renaissanceformen zeigen. Das zweite Blatt, welches die Anbet- ung des Lammes darstellt, hat er vollständig nach der Wittemberger Vor- lage copirt. Im dritten, den vier apokalyptischen Reitern, hat er sich nur in der Disposition an die Vorlage gehalten, aber in die Reitergruppe mehr Bewegung zu bringen gewusst. Im vierten, welches darstellt, wie die Märtyrer im Himmel bekleidet werden, hat er einige Motive des Wit- temberger Bildes verändert. Im fünften, welches schildert, wie die feuri- gen Sterne zur Erde fallen, ist der einzige Unterschied der, dass dort ein König sich mit vielen andern Menschen in eine Felshöhle verkriecht, hier dagegen die Felsen über dem König und den andern Menschen zu- sammenfallen. Im 6ten, welches zeigt, wie die vier Engel den vier Win- den Halt gebieten und die Knechte Gottes bezeichnet werden, ist die matte Wittemberger Vorlage durch Veränderung weniger Züge zu einem lebens- vollen Bilde umgestaltet. Im /ten, welches das Posaunen der vier ersten Engel schildert, hat er die Engel mit den Posaunen neu gezeichnet. Im 8ten, wo der 5te Engel posaunt, sind die Figuren am Boden neu umge- arbeitet. Im 9ten (die Geharnischten auf den Löwenpferden) hat er durch Veränderung weniger Motive die Figuren eigenthümlich zu beleben ge- wusst. Das lote Blatt, welches den Engel mit den feurigen Säulenbeinen darstellt, der dem Johannes das Buch reicht, welches dieser verschlingt, ist dagegen wieder eine vollständige Copie des Wittemberger Bildes. Im Uten, welches zeigt, wie Johannes mit langem Stabe den Tempel ver- misst und wie sich im Vordergrunde das Thier aus dem Abgrund gegen die zwei Zeugen erhebt, hat er die zwei Zeugen neu gezeichnet und an- Am Ende: Getruckt zu Basel durch Thoman Wolff, im iar als man zalt nach Christus ge- hurt MÜXXIII. In Octav. Panzer, Entwurf p. 104 No. 5. Weller, Repertorium bibliograph- icum No. 2712. Voegelin, Ergänzungen zum Holzschnittwerk Hans Holbeins d. J. ^) His , Beschreibendes. Verzeichniss des Werks des Urs Graf in den Jahrbüchern für Kunstwissenschaft VI, 1873 No. 302. ...38 statt des langen Kirchenschiffes des Wittemberger Blattes das Querschift einer Kirche mit gothischem, polygonem Chorabschluss und Seitenkapellen gegeben. Im I2ten, welches die zwei Szenen des gebärenden Weibes mit der Strahlenkrone und der den Drachen bekämpfenden Engel zu ei- nem Bilde zusammenzieht, haben die kämpfenden Engel bessere Beweg- ung bekommen. Im ißten steigt der /köpfige von den Menschen ange- betete Drache dem Bibeltext entsprechend aus dem Meere auf und ist die Gruppe der Anbetenden neu gezeichnet, indem anstatt der Könige und Vornehmen Bürger und Bauern genommen sind. Das I4te Blatt, welches oben die Anbetung des Lammes, unten die bei einem Erdbeben zusammenstürzende Stadt Rom darstellte, hat er, da er die Absicht des Wittemberger Zeichners, ein in die Augen springendes Bild von Rom zu geben, nicht gekannt zu haben scheint, phantastisch umgestaltet, so dass eine anschauliche perspectivische Darstellung herauskam, während die topo- graphische Aehnlichkeit verloren ging. Im 1 5ten, welches zeigt, wie Gott mit der Sichel in der Hand auf der Wolke sitzt und wie unten die En- gel die Aehren beschneiden und die Weintrauben keltern, hat Holbein die einzelnen Figuren mit Beibehaltung ihrer Stellungen in seinen Typus über- setzt. Das löte, wie die sieben Engel ihre Zornschalen ausgiessen, ist in der Disposition mit der Vorlage durchaus übereinstimmend. Im I7ten, wie die babylonische Hure den Völkern den Taumelkelch bietet, sind die Völker und Könige der Erde frei und lebendig gezeichnet. Im i8ten, wie die römischen Kanonisten über den Brand der Stadt Rom wehklagen, sind die Figuren zwar in derselben Stellung herübergenommen, aber eigenthüm- lich belebt worden. Das igte Blatt, wie das Heer Gottes dasjenige des Satans zurückwirft und der Drache aus dem Himmel in den brennenden Schwefel- pfuhl stürtzt, ist fast durchaus identisch mit Wittemberg, während das 20ste, wie der Engel den Drachen in die Cisterne verschliesst, unter Bei- behaltung der Disposition ziemlich frei behandelt ist. Auf dem 2isten Holzschnitt, wie der Engel dem Johannes das himmlische Jerusalem zeigt, hat Holbein durch eingestreute Reminiscenzen an Luzern mit der Stifts- kirche, der Kapellenbrücke und den Wasserthürmen ein prachtvolles Land- schaftsbild zu geben gewusst. Er ist also dem Auftrage Wolffs, die Wittemberger Vorlagen zu copiren, getreu nachgekommen und hat sich nur in Einzelheiten Veränderungen erlaubt. Interessant ist, dass er gerade in solchen oft der Dürerschen Apokalypse, welche er nicht gekannt zu haben scheint, nahe gekommen ist. 56. Wolff wiederholte diesen ersten 1523 erschienenen Octavnachdruck in demselben Jahre in Quart. ^) Der Titel steht in einer schönen von Hol- *) Das newe Testament yetzt klärlich auss dem rechten Grundt Teutscht bein dazu entworfenen Titeleinfassung (Passavant 69, Weltmann 213). Fei- ner hat die Ausgabe dieselben geringen Holzschnitte wie der erste Nach- druck und Holbeins apokalyptische Bilder, die aber nicht zu diesem For- mate passen. Auch noch eine 7te, Panzer unbekannte Ausgabe, mit dem Titel 57. ^>Das ncwe Testament klerlich aus dem rechten grundt teutscht. Zu Ba- sel 1523.«^) erschien in diesem Jahre. Der Titel steht in einer architek- tonischen Einfassung im Geschmacke des Urs Graf. Der Text ist auf CCXL Blättern gedruckt und enthält am Anfang der einzelnen Bücher die Metallschnitte der vorigen Ausgaben, als Kopfstück über dem Evangelium Matthaei und über dem Römerbrief die obere Querleiste der vorgenannten Titelbordüre: die Taufe Christi mit den Zeichen der Evangelisten. Eine weitere Wölfische Ausgabe in Grossoctav , die nach der An- 58. gäbe auf dem Titel 1523, nach derjenigen am Schlüsse am letzten Au- gust 1524 erschienen ist, 2) verzeichnet Panzer unter No. 7. Auch in ihr wurden die holbeinschen Holzschnitte zur Apokalypse wiederholt. Diegte^) und iote^)Octavausgabe (Panzer 8 und 9) veranstaltete Tho- 59/60. mas Wolff* 1524 mit den in der Ausgabe von 1523 von ihm gebrauchten Bildern. Mit gar gelerten vorreden , und kurzer etlicher schwe- rer örtter auslegung. Auch die Offenbarung Johannis mit hübschen Figuren, auss welchen man das schwerest leicht- lich verston kann. Zu Easel MDXXIII. Am Ende : Zu Basel durch Thomam Wolff im Jar MDXXIII. In Quarto. Panzer, Entwurf p. 106 No. 6. Weigel, Kunstlagerkataloge No. 1867. ^) Das newe Testament klerlich aus dem rechten grundt Teutscht. Basel (Th. Wolff) 1523. Kl. Fol. Fehlt in Panzers Entwurf. Voegelin , Ergänzungen und Nachweisungen zum Holzschnittwerk Hans Ilolbeins des Jüngern p. 6 des Separatabdrucks No. 3. ^) Das newe Testament gantz, iettz klärlich aus dem rechtem grund teutscht. Mit gar geleiten Vorreden, welche ingang und Unterrichtung in dise Bücher anzeygen. Darzu etlicher schweren örter kuitze und nütze Ausslegung. MDXXIII. Am Ende der Offenbarung Johannis: Getruckt zu Basel durch Thoman Wolff, im iar als man zalt nach Christus geburt MDXXIIII im Äugst monat , im leisten tage desselbigen Monats. In gros Octav. Panzer Entwurf p. 106, No. 7. 2) Das newe Testamet gantz, yetzt klärlich auss dem rechten grundt teutscht, Mit gar gelerten Vorreden , welche eingang und underrichtung in dise bücher klaerlich antzeygen. Darzu kurtze unnd gutta etlicher schwerer ocrtter ausslegung. Zu Basel MDXXIIII. Am Ende der Offenbarung : Getruckt zu Basel durch Thoman Wolff, als man zalt nach Christus geburt MDXXIIII. In Octav. Panzer Entwurf p. 107, No. 8. *) DAs newe Testament, ietz gantz klärlich auss dem rechten grundt teutscht, mit gar gelerten Vorreden , welche eingang und underrichtung in diese bücher klärlich anzeigen. Darzu kurtze und gutte etlicher schwerer örtter ausslegung. M.D.XXIIII. Am Ende der Offenbarung: 40 61. Die iitc Ausgabe, inOctav,^) folgte im Brachmond 1524 bei Adam 62. Petri, die I2te, in Octav,^) ebenda im Hornung 1525. In beiden sind sämmtlichc von Holbein für Petri angefertigte Holzschnitte ausser Sauls Bekehrung vorhanden. 63. Auch eine neue Folioausgabe, in der es am Schlüsse nur heisst »Zum 64. drittenmal gedruckt zu Basel 1525,«^) und eine ohne Angabe des Druck- ortes, des Verlegers und der Jahrzahl erschienene Quartausgabe, ^) die am Schluss die Angabe hat vEnde des newen Testamentes«, scheinen in Pe- tri's Ofticin entstanden zu sein. Die Holzschnitte sind in beiden die- jenigen des ersten Petrischen Folionachdrucks, also auch die Bekehrung Saul's ist in ihnen vorhanden. 65. In Nürnberg erschien der erste Nachdruck in Grossiolio 1524 bei Friedrich Peypus.^) Die Illustrationen sind ganz unabhängig von denjenigen der Wittembergischen Originalausgaben, jedoch auch nicht neu angefer- tigt. Auf dem Titel wiederholte Peypus den grossen Holzschnitt, welchen Hans Springinklee für eine 1521 in Lyon y>pcr Äl. Jac. Sacon cxpensis Getruckt zu IJasel durch Thoman Wolff, als man zalt nach Christus geburt M.D.XXIIII. In Octav. Panzer Entwurf p. 108 No. 9. ^) Das Gantz New testamet recht grüntlich teutscht. Mit gar gelerten — Ein gnugsam Register — Die auslendige Wörter — angezeigt. Gedruckt durch Adam Petri zu T3asel. An. M.D.XXIIII. Am Ende: Zu Basel, durch Adam Petri, im ßrachmond , des Jars M.D.XXIIII. In Octav. Panzer, Entwurf p. 109 No. 10. 2) Das gantz Ntuw Testament recht gründtlich deutscht. Mit gar gelerten und rich- tigen vorreden, und der schweresten oerteren kurtz aber gut ausslegung. Ein gnugsam Regi- ster, wo man die Epistelen und Evangelien des gantzen iars in disem Testament finden sol. Gedruckt durch Adam Petri zu Basel. Im iar M.D.XXV. Am Ende: Zu Basel, durch Adam Petri, im Hornung, des Jars M.D.XXV. In Octav. Panzer Entwurf p. iioNo. 11. ^) Das newe Testament recht grüntlich verteutscht mit gantz gelerten und richtigen vorreden, und der schweresten Oerter kurze aber gute Auslegung, die aussländi sehen Wörter auf unser deutsch gewendet und gebessert. Zum drittenmal gedruckt zu Basel 1525. In Folio. Panzer, Entwurf p. iio No. 12. **) Das newe Testament D. Martin Luther, s. 1. c. a. 4". (Basel, Petri 1525 ?). Fehlt in Panzers Entwurf. Voegelin, Ergänzungen und Nachweisungen zum Holzschnittwerk Hans Holbeins d. J. p. 4, des Separatabdrucks No. 8. ß) Das Newe Testament mit fleyss verteutscht M.D.XXIIII. Am Ende : Gedruckt zu Nürnberg durch Friederichen Peypus MDXXItll. In gr. Folio. Panzer, Annalen der altern deutschen Litteratur II. p. 245 No. 2129. Weigel , Kunstlagerkata- loge II. No 8525. (2 Thaler 12 Gr.) Panzer, Entwurf p. 115 No. i. Geschichte der Nürnber- ger Bibeln p. 117 No. VIII. 41 _ A. Koberger <'^) gedruckte Vulgata geliefert hatte und welcher (h. 207 br. 175) die Anbetung des Kindes darstellt. Die Szene ist aus dem Stall hinweg in eine Palast-Ruine verlegt. Im Hintergrunde links erhebt sich ein aus Ziegel- steinen errichtetes hohes Maucrstück, an welchem ein Balkengerüste befestigt ist und auf dessen Spitze Gras und Bäume wachsen. Davor steht ein in der Mitte abgebrochener Säulenstumpf. Die Architektur rechts ist noch voll- ständig erhalten. Eine schwere Mauer mit reich verziertem Gesimse wird von einer korinthischen Säule, um deren Schaft Kränze geschlungen sind, und einem dicken Mauerpfeiler getragen, doch auch hier wachsen schon Bäume hervor. In der Mitte dieses Raumes liegt auf dem Boden eine grosse Steinplatte und auf derselben theils- auf einem Kissen, theils auf dem Mantel der Maria das Christkind, mit welchem drei geflügelte Engelknaben spielen. Zu beiden Seiten der Platte knieen die Poltern, links der bärtige Joseph, der in der rechten Hand eine brennende Kerze hält, die linke verwundert emporhebt, rechts in einen weiten Mantel gehüllt, mit einer Kaputze auf dem Kopfe, die jugendliche Maria. In der Luft schwebt der Engel, der den Hirten die frohe Botschaft verkündet: zwei derselben, ein alter Mann und ein Jüngling, der ihn führt, sind schon herbeigeeilt. Der Alte kniet mit gefalteten Händen auf der Schwelle, der Jüngling hat ehr- erbietig die Kappe gezogen. Durch die Lücken der Mauertheile hat man Ausblick in's Freie und sieht in der Mitte ein hohes Steinhaus an einem Bergabhang. Rechts stehen an der Krippe der Ochse und der Esel, w^ei- ter hinten ist eine mit Stroh bedeckte Hütte, vor der ein entblätterter Baum steht. Das Monogramm des Künstlers befindet sich auf der Stein- platte links. Der Holzschnitt ist eine von Springinklee's bedeutendsten Arbeiten. — Ferner steht vor jedem Buche ein den Verfasser darstellender Holzschnitt und vor der Apostelgeschichte die Ausgiessung des heiligen Geistes. Hierzu hat Peypus die Illustrationen benutzt, welche Hans Spring- inklee für die von Johannes Stüchs in Nürnberg 2) und Johann Clein iii Lyon^) 15 16 veranstalteten Ausgaben dts Hoj'tuhis animae geliefert hatte. Paulus (auffol. 82), Petrus (fol. 122), Johannes (fol. 123), der schreibende Bischof (fol. 126), Jacobus (fol. 132) und Judas (fol. 134) sind daraus ge- nommen. Petrus, Judas, Johannes, Jacobus und der Bischof sind mit dem Monogramm versehen. Den zweiten Nachdruck veranstaltete Hans Hergott 1524 in Octav.^) 66. ^) Biblia cum concordantiis veteris et novi testamenti. Fol. — Panzer , Annales typo- graphici Vol. VII. p. 330 No. 447. -^ Weigel , Kunstlagerkalaloge III. No. 15477. (6 Thlr.) ') Panzer, Annalen I. p. 387 No. 835. 8^. ^) 8° Panzer, Annales typographici VII. p. 457 No. 121. *) Das new Testament Deutsch Martin Luther. Am Ende: Gedruckt zu Nürnberg durch Hans Hergott M.D.XXIIII. In Octav. Panzer, Entwurf p. 116 No. 2. 42 Der die ganze Seite einnehmende Titelholzschnitt zeigt einen unbekannten Heiligen, der schreibend vor einem Pult sitzt. Aus seinem Gesicht leuch- ten Strahlen hervor und über ihm schwebt die Taube des heiligen Gei- stes. Vor dem Anfang des Matthaeusevangeliums steht ein kleiner Holz- schnitt, welcher Jesus am Kreuze mit Maria und Johannes darstellt. Am Ende der Apostelgeschichte kommt der Heiland, der die eine Hand zum Seg- nen authebt, in der andern die Weltkugel hält. Auf der Rückseite stehen die beiden Apostel Petrus und Paulus. Die Apokalypse hat die gewöhn- lichen 21 die einzelnen Octavseiten einnehmenden Holzschnitte, welche nach denen der Wittemberger Dccemberausgabe copirt sind. 67. Auch die dritte 1525^) und die vierte 1526^) erschienene Octavaus- 68. gäbe gehören Hans I lergott an. Die letztere hat auf dem Titel den Holz- schnitt der Hergottschen Ausgabe von 1524, hierauf folgt der in einem Buche lesende Matthaeus, vor welchem der P.ngel steht. Die übrigen I lolzschnitte , sowohl diejenigen vor den einzelnen Büchern , , wie die der Apokalypse nehmen die ganzen Seiten ein. 69. Die 5 te Ausgabe in Kleinoctav^) veranstaltete 1527 Jobst Gutknecht. Die Titeleinfassung zeigt unten Christus am Kreuz zwischen den Schachern. Ausser den 21 gewöhnlichen Holzschnitten in der Apokalypse hat die Ausgabe noch zwei : einen am Anfang der Apostelgeschichte, welcher die Ausgiessung des heiligen Geistes, den andern vor der ersten Paulusepistel, welcher den Apostel mit einem doppelten Schwerte darstellt. 70. Die 6te Ausgabe (in Kleinoctav) druckte Gutknecht 1531.*) Die Holz- schnitte vor der Apostelgeschichte und der Epistel an die Römer sind die der vorhergehenden Ausgabe. Die Apokalypse dagegen hat die 26 Blätter der Wittemberger (Lufftschen) Au.sgabe von 1530. 71. Die 7te Ausgabe, in Octav,^) erschien bei Kunigund Hergottin 1533. Der Titelholzschnitt zeigt den auferstandenen Christus und über demselben *) Das Neue Testament Nürnberg durch Hans Hergott 1525. In Octav. Panzer, Ent- wurf p. 117, No. 3. Zusätze zur Geschichte der Nürnbergischen Ausgaben der Bibel p. 146. 2) Das New Testamet teutsch. mit Christlichen Vorreden, schönen Figuren und unter- richtlicht m Register aller feyrtag durch das gantz jar, auch dabey die Summa oder inhalt ey- nes ycglichen Capitels der vier Euangelisten mit höchstem vleyss Corrigiert. Am Ende : Ge- druckt zu Nüremberg durch Hans Hergott MDXXVI. In Octav. Panzer, Entwurf p. 118 No. 4. Geschichte der Nürnbergischen Bibelausgaben p. 132 No. XV. 3) Das New Testament Teutsch MDXXVII. Am Ende : Getrückt zu Nürenberg durch Jobst Gutknecht. MDXXVII. In kl. Octav. Panzer, Entwurf p. i£9 No. 5. In der Geschichte der Nürnbergischen Bibelausgaben nicht angeführt. *) Das new Testament Teutsch. MDXXXI Am Ende; Gedrückt zu Nürenberg durch Jobst Gutknecht 1531. In kl. Octav. Panzer, Entwurf p. 121 No. 6. ö) Das Newe Testament. Am Ende : Gedruckt za Nürnberg durch Kunegund Hergo- tin (1533). In Octa/. Panzer, Entwurf p. 122 No. 7. Geschichte der Nürnbergischen Bibel- au^gaben p. 137 No. XVIII, 43 Gottvater, auf beiden Seiten die vier Iwangelisten mit ihren Symbolen. Nach dem Register folgt Matthaeus mit dem Kngel, hierauf vor jedem Buche der Verfasser. Die Holzschnitte der Apokalyp.se .sind wie diejenigen der vorhergehenden Gutknecht' sehen Au.sgabe Copien der in der Wittem- berger Octavausgabe von 1530 enthaltenen. Doch i.st von den fiinfen, welche jene neu gebracht hatte, hier nur einer, der, welcher die Nieder- lage der Türken vor Wien darstellt, beigegeben. Die Nürnberger Aus- gabe hat also in der Apokalypse nur 22 Holzschnitte. In Strassburg erschien der erste Nachdruck 1522 in 8® bei Johann 72, Schott.^) Vor jedem Evangelium ist der Verfasser abgebildet, vor der Apostelgeschichte sieht man in einem grösseren I [olzschnitte alle Apostel in einer Gruppe beisammen .stehen; nach der Apo.stelgeschichte den Hei- land mit den beigefügten Worten: : wer uss der warheit ist, der hört mein stymm. ; Auch vor jeder l^pistel stellt ein Holzschnitt die Ver- fasser dar, unter denen besonders Paulus mit dem Schwerte oft wiederholt wird. Der Holzschnitt auf dem letzten Blatte zeigt Christus amOelberg, darüber steht: >: Christus überwindt.c Eine zweite s. 1. e. a. erschienene Ausgabe in Folio^) scheint eben- 73, falls von Schott herzurühren. Der Holzschnitt auf der Rückseite des Ti- tels zeigt Christus am Kreuze zwischen Maria und Johannes. Zu Anfang der Evangelien prangen grosse Initialen mit den darin befindlichen Bildern der Verfasser ; vor den Episteln sind die Holzschnitte der vorigen Aus- gabe wieder abgedruckt, vor derjenigen an die Ebräer ist das Blatt wieder verwendet, welches dort vor der Apostelgeschichte stand und die sämmt- lichen Apostel darstellte. Abgesehen von einer 1524 bei Wolff Köphl erschienenen Octavaus- y^ gabe^) gehören von nun an die meisten der in Strassburg gedruckten Aus- gaben dem Drucker Johann Knoblouch an. In seiner Octavausgabe vom 75. März 1524'') stehen vor dem Anfang der einzelnen Bücher bald grössere bald kleinere Holzschnitte, welche nach denen der Wittemberger Ausgabe copirt sind und von denen der grösste vor der Apostelgeschichte die Aus- giessung des heiligen Geistes darstellt. Die Apokalypse ist nicht illustrirt. — ^) Jhesus. Das New Testament Deutsch. Am Ende : Zu Strassburg bey Ilars Schot- ten, buchdruckcr zum Thyergarten (1522). In Octav. Panzer Entwurf p. 123 No. i. *) Jhesus. Das New Testament teutsch. In Folio. Panzer Entwurf p. 126 No. 2. 3) Das Neue Testament. Gedruckt zu Strassburg bei Wolff Küpphel 1524. In Octav. Panzer Entwurf p. 128 No. 3. *) Das Neue Testament. Am Ende : Gedruckt und volend zu Strassburg bey Johan. Knobloch im 1524. am fünften tag des Mait/on. In Octav. I^anzer Entwurf p. 129 No. 4. _.i4 76. In der Folioausgabc von 1524^) findet sich zum ersten Mal die Titelein- fassung, welche später Steiner in Augsburg in seinem Neuen Testament von 1527 wiederholte. Vor dem Anfange der Bücher stehen grosse Holz- schnitte, welche die Verfasser darstellen, in der Apokalypse finden sich 16 Figuren, längliche Vierecke, welche nur die Hälfte der Columnen ein- 77. nehmen. — Eine zweite Folioausgabe von 1524 bringt in der Apokalypse 78. neue Figuren. -J — Eine dritte von 1525^) unterscheidet sich von der vor- hergehenden ebenfalls nur durch die 20 Blätter in der Apokalypse, wel- che die Grösse eines kleinen Octavblattcs einnehmen. — Die vierte Folio- 79. ausgäbe von 1528*) hat in der Apokalypse nur 16 Figuren, sonst ausser der Titeleinfassung keine Holzschnitte. 80. Ausser Knoblouch veranstaltete Hans Grüninger 1527^) aui Kosten des Jacob Beringer eine Ausgabe in Folio. Die Illustration besorgte der früher in Aug.sburg ansässige, seit kurzem in Strassburg thätige Heinrich Vogther. Der (h. 205 br. 160) Titelholzschnitt zeigt oben Gottvater, des- sen Mantel von zwei Engeln gehalten wird, auf dem Wolkenthrone, da- rüber den heiligen Geist, darunter Christus, zu dessen Seiten zwei Tafeln schweben. Auf der einen stehen die Worte: >>Das ist das brot gottes das von himmel kumpt und gibt der weit daz leben« — auf der andern: »Ich bin dz lebendig brot, wer von disem brot essen würt, d'ist in ewikeit leben.« Unten stehen die vier Evangelisten mit Büchern in der Hand, da- *) DAs ncuw Testament recht grüntlicli teutscht. Mit schönen vorreden, und derschwe- resten üiteren kurtz, aber gut, ausslegüg. Und Register, wo man die Epistlen und Euange- lion des gantzen iars in disem Testament finden soll. Darzu, der ausslendigen wörtter auf vnser teutsch anzeigüg. Getruckt in Strassburg durch Jolian Knoblouch Im Jar MDXXIIII. In Folio. Panzer Entwurf p. 129 No. 5. 2) DAs neuw Testament recht grüntlicht teutscht. Mit schönen — Und Register — Darzu, der ausslendigen — anzeigug. Gedruckt zu Strasburg durch Johan Knobloch. Anno MDXXIIII. In Folio. Panzer Entwurf p. 130 No. 6. ^) DAs neuw Testament, Recht gründtlich teutscht — Mit schönen vorreden — aussleg- ung. Und Register — Epistelen — soll, darzu der usslendigen anzeygung. Getruckt zu Strass- burg durch Johan Knoblouch. Im Jar MDXXV. In Folio. Panzer Entwurf p. 131 No. 7. *) DAs Neuw Testament recht gründtlich Teutscht. Mit schönen vorreden, und der schwereslen öfteren kurtz , aber gut , usslegung. Und Register , wo man die Epistlen und Euagelion des gantzen iars in diesem Testament finden sol. Darzu, der ausslendigen Wörter, aulT unser teutsch anzeygung. Zu Strassburg bei Joh. Knob. M.DXXVIII. In Folio. Panzer Entwurf p. 136 No. 10. ^) Das nüw Testamet kurtz und grüntlich in ein Ordnung und text, die vier Euange- listen, mit schönen Figuren durch auss geftirt Samptden anderen Apostolen. Und in der keiser- lichen stat speier volendet durch Jacobum Beringer I>euiten. In dem iar des heiligen reichtags. 1526. Am Ende: Und ist diss buch gedruckt, in herr Jacob Beringers kosten. Zu Strassburg, von Johannis Grieningem, uff den Christabent, an dem MD und XXVII Jar. In Folio. Pan- zer, Entwurf p. 133 No. 9, vor knieen betend die Vertreter aller Stände, in der Mitte der Papst und der Kaiser, zwischen denen auf einer Tafel das Monogramm /fY angebracht ist. In den vielen (h. 210 bn 160) Textholzschnitten, welche sämmtlich die ganzen Seiten fiillen, sind immer mehrere Szenen auf einem Blatte zu- sammengefasst und die Figuren durch beigesetzte Nameitsinschriften kennt- lich gemacht. Der erste zeigt den Stamm Jesu, der zweite schildert das Leben der Maria bis zu ihrer Begegnung mit Elisabeth, der dritte die Ju- gend Christi bis zur Flucht nach Aegypten u. s. 1. Im Ganzen sind in den Evangelien 29, in der Apostelgeschichte 13, in den Episteln 15 und in der Apokalypse 7 Holzschnitte. Das Beste ist auf allen die Landschaft, die man beinahe aus der Vogel perspective überschaut und die immer von oben bis unten mit kleinen, theilweise sehr alterthümlichen Figuren ge- füllt ist. An künstlerischem Werth sind die Holzschnitte verschieden. Zu den besten gehört die 6te Figur der Episteln. Wir haben hier also wie- der eine Bibel, die vollständig unabhängige Illustrationen aufweist. In Zürich wurde Luthers Neues Testament von Christoph Froschauer und Hans Hager 1524 dreimal nachgedruckt."^) In dem ersten Froschauerschen Nachdruck, der Octavausgabe, ^) sind 81. den Evangelien, der Apostelgeschichte und der Offenbarung schlechte Bil- der der vier Evangelisten vorgesetzt. Vor dem zweiten Theil des Bandes, der mit den paulinischcn Briefen beginnt, steht Paulus, eine ehrwürdige aber seltsam verzeichnete Gestalt, deren Oberkörper im Profil gesehen ist und ruht, während der Unterkörper, nach vorn gekehrt, stark nach vorwärts schreitet. Vor den Petribriefen steht Petrus mit dem Schlüssel. Beim rechten Fuss des Paulus sowie beim linken des Petrus ist als Mo- nogramm ein verschlungenes C. V. angebracht. Es ist also möglich, dass die Holzschnitte von dem Meister herrühren, welcher die 8 schönen Blät- ter zu des Erasmus bei Froben in Basel gedruckter »Precatio dominica« fertigte. In der ebenfalls 1524 erschienenen Froschauerschen Folioausgabe des 32, Neuen Testamentes ^) ist als Titelblatt der Holzschnitt mit Szenen aus ^) Voegelin, Die Holzschneidekunst in Ztirich im löten Jahrhundert. Neujahrsblätter der Stadtbibliothek in Zürich 1879 — 82. Zürich, mit 6 Kunstbeilagen. ^) Bei Panzer, Entwurf p. 142 IT., nicht aufgeführt, beschrieben von Voegelin, die Holz- schneidekunst in Zürich I. p. 18. — Rudolphi, Christoph Froschauer, Zürich 1869, No. 88. ^) Das gantz nüw testament recht grüntlich vertütscht. Mit gar gelerten unnd richti- gen Vorreden, und der Schweresten Oertern kurlz aber gut usslegungen. Ein gnugsam Regi_ ster, wo man die Epistlen und Evangelien des gantzcn iars in diesem testament finden sol. Getruckt zu Zürch, durch Christoffel Froschover Anno MDXXIIII. In Folio. Panzer, Entwurf p. 142 No. I. Rudolphi No. 87. Voegelin, Holzschneidekunst in Zürich p. 21. 46 .. dem Leben des Paulus benutzt, den Froschauer 1523 für Leo Judas Ueber- setzung der Erasmischen Paraphrasen der neutestamentlichen Episteln hatte fertigen lassen. Die den betreffenden Schriften vorgedruckten Bildnisse der Verfasser sind dieselben wie in der Octavausgabe, doch ist von den bei- den Holzstöcken des Meisters C. V. nur der Petrus verwendet, für den verzeichneten Paulus ein den andern analoges Bild eingetreten, welches zeigt, wie Petrus seinem Schreiber dictirt. 83. Hans Hagers 1524 erschienene Quartausgabe ^) brachte wenig Neues Das Titelblatt enthält Hagers grosses Signet : zwei Bauern neben einem Schild und einem Hag. Die am Beginne der betreffenden Schriften stehenden Bilder der Evangelisten Matthaeus, Marcus und Johannes sowie des Apostel Paulus sind nach Vorlagen älterer Bibeldrucke gearbeitet. Lu- cas (beim Itvangelium und bei der Apostelgeschichte) und die Vision des Petrus (bei der ersten Epistel Petri) sind Copien der entsprechenden Bil- der Holbeins zum Petrischen Neuen Testament von 1522. — Wir finden also eine Reihe der bedeutendsten Meister an der Illu- stration des Neuen Testamentes betheiligt. In Augsburg leitet die Illustra- tion der von Schoensperger veranstalteten Ausgaben Hans Scheifelin, die- jenige der Othmarschen Ausgaben Hans Burgkmair. In Basel zeichnet Hans Holbein für Petri die vier Evangelisten, die Ausgiessung des heili- gen Geistes, Petrus und Paulus, fürWolff die 21 Blätter zur Apokalypse. In Nürnberg werden in der Peypuschen Ausgabe von 1524 verschiedene schöne Arbeiten Hans Springinklee's zusammengestellt. In Strassburg lie- fert Heinrich Vogther für die Grüningersche Ausgabe von 1527 64 ori- ginelle Compositionen. In Zürich tritt uns ein fleissiger Künstler C. V. entgegen. In den meisten Fällen sind die Illustrationen von denen der Wittembergischen Originalausgaben mehr oder weniger beeinflusst. Nur das Peypus'sche und Grüninger'sche Neue Testament weisen ganz unab- hängige Compositionen auf ^) Fehlt bei Panzer, Entwurf p. 142 flf. Cf. Voegelin, die Holzschneidekunst in Zürich a. a. O. und Weller, Repertorium bibliographicum, Nördlingen 1866 No. 3193. 47 CAP. IV. LUTHERS ALTES TESTAMENT IM NACHDRUCK. ie das Neue Testament wurde auch Luthers Altes Testament so- fort nach seinem Ersclicinen allerwärts nachgedruckt. In Augsburg übernahmen diese Aufgabe Silvan Othmar, Mel- chior Ramminger und Heinrich Steiner. Silvan Othmars Folioausgabe des alten Testamentes, von welcher der 84. erste Theil 1523, der zweite 1524, der dritte 1525 erschien, bringt we- nig Neues. ^) Der Titelholzschnitt des ersten Theiles ist aus der Othmar- schen Bibel von 1518 genommen; auf ihn folgt ein die ganze Seite ein- nehmender Holzschnitt, welcher oben die Schöpfung, unten Isaaks Opfer- ung und Jacobs Himmelsleiter darstellt ; die übrigen 1 1 Holzschnitte des Theiles stammen aus der Wittembergcr Originalausgabe. Der Titelholz- schnitt des zweiten Theiles zeigt wie in der Wittembergcr Ausgabe den geharnischten Josua, die 23 Textholzschnitte sind ebenfalls genaue Copien der dort befindlichen. Der dritte Theil hat aut dem Titel den aus den Wittembergcr Originalausgabe genommenen Holzschnitt, welcher oben die Väter des alten Testamentes auf einem Balcon, unten die Annagelung Christi an's Kreuz zeigt, nach dem Register den Holzschnitt mit dem Un- glück des Hiob. Othmar wiederholte den ersten Theil 1525, den zweiten 85, 1528 mit denselben Holzschnitten. 2) Von Melchior Ramminger ist nur ein am 14. November 1523 qq erschienener Nachdruck des ersten Theiles in klein Folio erhalten.^) Der 1) Das Allte Testament deutsch M.D.XXIII. Am Ende: Anno M.D.XXIII. am XXIIII. tag Octobris seind dise Fünf bücher Mose, zu Augspurg von Silvano Ottmar gedruckt und ge- endet. In Folio. — Das ander tail des alten Testaments. Am Ende : Getruckt in der kayser- lichen btatt Augspurg, durch Silvanum Otmar, bey sant Ursula kloster am Lech, und geendet auff den XXVI. tag Aprilis. Im iar nach der geburt Christi unsers seligmachers M.D. XXIIII. In Folio. — Das Dritte tayl des Allten Testaments. MDXXV. Am Ende: Durch Silvanum Ot- mar in Augspurg getruckt. Panzer, Entwurf der Geschichte der lulherschen Bibelübersetzung p. 162, I, p. 169, 2,p. 172, 2. Panzer, Beschreibung der Augsburgischen Ausgaben der Bibel No. 30,41,43. 2) Das Alte Testament deutsch Augspurg durch Silv. Ottmar MDXXV. In Folio. — Das Anter tail des Alten Testaments. Am Ende: Getruckt zu Augspurg, durch Siluanum Otmar, bey sant Ursula kloster, unnd geendet nach der geburt Christi unsers Haylands M.D.XXVIII. auff den XX. tag Januarii. In Folio. Panzer Entwurf p. 166 No. 4, p. 170N0. 3. 3) Das Alte Testament Deutsch. M.D.XXIII. Am Ende : Anno MDXXIIl. am XIIII. tag Nouembris seind diese Fünf bücher Mose zu Augspurg von Melchior Raminger gedruckt und geendet. In kl. Folio. Panzer, Entwurf p. 163 No. 2. 48 Titel hat eine Bogcncintassung ; rechts steht Jesaias, Hnks David, unten ist die Schöpfung der Welt und des Weibes in zwei Feldern dargestellt. 87. Eine dritte (Octav)Ausgabe, von welcher der erste Theil 1523, die beiden andern 1524 erschienen, ist wahrscheinlich auch aus Rammingers Officin hervorgegangen.*) Unter dem Titel steht der Holzschnitt, welcher zuerst in dem von Sigmund Grimm gedruckten Ammanischen Psalter angewendet war und den Moses darstellt, wie er knieend die Gesetzes- tafeln von Gott empfängt. Alle übrigen Holzschnitte', die 11 Textholz- schnitte des ersten, das Titelblatt und die 23 Textblider des zweiten, das Titelblatt und der Textholzschnitt des dritten Theiles, sind verklei- nerte Copien der entsprechenden Blätter der Wittemberger Originalaus- gaben. 88. Die vierte Ausgabe in Folio veranstaltete Heinrich Steiner 1527; wahr- scheinlich druckte er alle 3 Theile, doch ist nur der erste und dritte Theil bekannt^.) Der Titelholzschnitt des ersten Theiles ist eine Copie des in der Wittemberger Originalausgabe befindlichen : das Portal, oben spielende Engel, unten Christus am Kreuz, von vielen Engeln angebetet. Die 11 Textholzschnitte sind verkleinerte Copien der Wittemberger. Der Holz- schnitt vor dem Buche Hiob im dritten Theil ist dagegen nicht aus der Wittemberger Ausgabe genommen, sondern im Anschluss an denjenigen ent- worfen, welchen Hans Wächtlin in Strassburg 15 17 für Gersdorfs »Feld- buch der Wunderarznei« gefertigt hatte. Hiob, dessen Haupt von einem Nimbus umgeben ist, sitzt nackt auf einem Misthaufen, davor steht seine Frau und sagt ihm: ^:>bcncdic ctmorcre^^, aus der Luft fährt der Satan mit einer Peitsche auf ihn herab. 89. Steiners aus 3 Theilen bestehende Folioausgabe von 1529^) stimmt mit der von 1527 überein. *) Dye fünft" bücher Mose, des alten testaments Teutsch. Am Ende: Volendet am 29. tag Octobris. Anno Domini 1523. In 8^. — Das ander tayl des alten Testaments Am Ende: 1524. In Octav. — Das dritte Tayl des alten Testaments M.D.XXIIII. In Octav. Panzer Entwurf p. 164 No. 3, p. 168 No. I, p. 171 No. I. 2) Das AUte Testament Deutsch Gedruckt zu Augspurg, durch Hainrich Stainer M.D.XXVII. In Folio. — Das Dritte Teyl des Alten Testaments. Der Psalter von neuem durch D" Martin Luther geendert unnd gebessert (Solchs zeigen an dise Sternen ** wo sie kommen) M.D.XXVII. Am Ende: Getruckt zu Augspurg durch Heynrich Steyner, Am Sibentzehenden tag des Augstmonets. Nach Christi geburt MDXXVII. In Folio. Panzer Entwurf p. 166 No. 5, p. 173N0. 3. 3) Das Allte Testament Deutsch Getruckt zu Augspurg durch Heinrich Stainer M.D.XXIX. in Folio. — Das ander Teil des alten Testaments M.D.XXIX. Am Ende : Getruckt zu Augs- purg durch Heinrich Steiner, nach der geburt Christi unsers Heilands M.D.XXIX. auf dem XIX. tag Julii. In Folio. — Das dritte teyl des alten Testaments. Der Psalter von newen durch D. Martin Luther geendert und gebessert (solches zeygen diese Sternen (**) wo sy kommen.) _49_. Die Holzschnitte seiner Octavausgabe von 1530,^) von der jedoch 90. ebenfalls nur der erste und dritte Theil bekannt ist, sind diejenigen der wittembergischen Ausgaben. Nur einen hat die Steimersche Ausgabe mehr, den vor dem ersten Buche Moses, wo Gott vor der Erdkugel steht. In Basel begann den Nachdruck des Alten Testamentes Thomas Wolflf, lieferte jedoch nur den ersten Theil, um dann das einträgliche Ge- schäft seinem Collegen Adam Petri zu überlassen. Wol ff veranstaltete seinen ersten Quartnachdruck 1 523 unter dem Titel: 91« »Das Allt Testament yetzt recht grüntlich aus dem Ebreischen teutscht und auf ein rechten verstaut bracht. Und an vil örteren erklärt und bessert, welchs in den vorigen gar schwer, tunckel und falsch gewesen ist.« Wie beim Wolfif'schen Neuen Testament war es auch hier Hans Holbein, welcher die Illustration zu leiten hatte. Wie dort war aber auch hier Holbeins Aufgabe nur, die 1 1 Bilder der Wittemberger Folioausgabe in das gewöhn- liche Octavformat (^h. 123 — 124 br. 75) zu reduciren. Dem ersten, bei Folio VIII eingehefteten, welcher die Sündfluth darstellt, hat er durch Weg- lassen mehrerer Figuren eine klarere Disposition zu geben versucht. Auf dem zweiten, bei Folio 25 eingehefteten, wie der Engel den Abraham am Opfer seines Sohnes hindert, ist an die Stelle des hölzernen Isaak der Vor- lage eine rührend empfundene neue Figur getreten. Iin 3ten Holzschnitt bei Fol. 34, wie Jacob im Traum die Himmelsleiter sieht, geht diese nicht wie in Wittemberg von links nach rechts, sondern von rechts unten nach links oben, und auch der I Untergrund ist wieder durch Reminiscenzen an Luzern mit dem Rigi zu einem charakteristischen Landschaftsbilde ge- staltet. Das vierte Blatt auf Fol. 51 zeigt, wie Joseph dem Pharao .seine Träume auslegt. Die beiden Hauptpersonen, die in der Wittemberger Aus- gabe dem Beschauer zugekehrt waren, sind hier scharf im Profil gesehen. In der untern Abtheilung stehen die 7 fetten und die 7 mageren Kühe, die in Wittemberg links gestanden hatten, vorn, die fetten und magern Aehren, die auf dem Wittenberger Blatte die rechte Seite einnahmen, im M.D.XXIX. Am Ende: Gedruckt zu Augspurg durch Heynrich Stayner am 24. Tag des Aprilen. Nach Christi Geburt M.D.XX[X. In Folio. Panzer, Entwurf p. 167 Nr. 6, p. 171 Nr. 4, p. 173 Nr. 4. ^) Das Alt Testament deutsch der ursprünglichen Ilebreyschen Wahrheit nach auffs trewlichst verdeutscht: Und yetzmals in diesen Truck durch den Tolmetscher erleuchtet, mit viel hübschen der besondern schweren Oiten ausslegungen und erklärung, die kein ander druck haben. Gedruckt zu Augspurg durch Heinrich Steyner M.D.XXX. In Oclav. — Das dritt teil des alte Testaments, die bücher dieses teils. IlBuchHiob. — V hohe Lied Salomonis. Gedruckt zu Augspurg durch Heinrich Steyner. M.D.XXX. Am Ende: Gedruckt und vollendet am XXIII. tag Julii des M.D.XXX. Jars. Ii kl. Üctav. Panzer Entwurf p. 167 Nr. 7, p. 174 Nr. $ 4 Hintergrund. Die hungernden Thiere sind Holbein besonders gut gelungert. Das 5te Blatt auf Fol. 97, welches den Räucheraltar und die Bundesladc darstellt, ist nur in der Ausführung des Bodens verschieden; welcher im Wittenberger Bild mit Marmorplatten belegt war, hier dagegen die Erd- oberfläche zeigt. Auf dem 6ten Holzschnitte auf der Rückseite von Fol. 97, welcher die Geräthe der Stiftshütte vorführt, sind die Gefässc besser styli- sirt und theilweise umgestellt. Im 7ten auf Fol. 99, dem mit grossen Steinen gepflasterten Hof, ist die Hofmauer als Quadermauer aufgeführt und der Hintergrund verändert. Auf dem StenBild (Fol. 99 b), das die Construction der Stiftshütte veranschaulichen soll, ist anstatt der Lichtöfifnung im Hinter- grund ein Gitterfenster angebracht. Im 9ten Blatt auf der Rückseite von Fol. 100, welches das Innere eines Gemaches darstellt, findet man an der Hinterwand ein vergittertes Rundfenster angebracht, den Brunnen besser stilisirt und die Opfergeräthe geschickter angeordnet. Der lote auf der Rückseite von Fol. loi gibt eine Copie [der perspectivischcn Ansicht der Stiftshütte und ihres Hofes, hat aber wieder im Hintergrunde eine allcrli^*bste Schweizerlandschaft mit einem Dorf, von dessen Kirchthurm ciiie Flagge weht. Der iite Holzschnitt auf Fol. 102 gibt eine Copie des Hohenpriesters im Amtsornat. Neu zugegeben ist als Hintergrund eine gebirgige Landschaft. Was Holbein in den elf Holzschnitten Neues brachte, ist also, dass er die Stellungen der Figuren verbesserte, die architekto- nischen und ornamentalen Theile feiner stilisirte und wo es anging, land- schaftlichen Hintergrund beifügte. Nach Vollendung dieses ersten Theiles ^) schloss Thomas Wolfi seine Thätigkeit ab. Die drei Theile des alten Testamentes brachte erst Adam Petri zu Stande. 92. Der erste Theil des Petrischen Nachdruckes '^) erschien im Dezember ^) Am Ende: Zu Basel durch Thoman Wolffim iar als man zalt M.D.XllI. Ingr. Octav. — Panzer, Annalen d. altern deutschen Lilteratur II p. 130. Nr. 1609. — Panzer, Entwurf d. Geschichte der Luther'schen Bibeltibersetzung, p. 176, Nr. 2. — Weller, Rcpertoiium bibliographicum. Nr. 2709. — Metzger, Geschichte der deutschen Bibelübersetzungen in der schweizerisch refor- mirten Kirche von der Reformation bis zur Gegenwart, Basel 1876. p. 48. — Vögelin, Ergänz- ungen und Nachweisungen zum Holzschniitwerk Hans Ilolbeins d. J. ^) Das Alte Testament , deutsch , der ursprunglichen Hebreischen warheit nach auffs trewlichst verdeutscht. Und yelzmals in disem truck, durch den tolmetscher erleuchtet mit vil hübschen der besimder schweren ortten ausslegungen und erklerung, die keyn ander Drück haben. Zu Basel, bey Adam Petri in Christmon des M.D. XXIII. jars. In Folio. Stockmeyer und Reber, Baseler Buchdruckergeschichte p. 145, Nr. 80. Weigel, Kunstlagerkataloge Nr. 17891. Panzer, Annalen II. p. 130. Nr. 1607; Entwurf p. 175. Nr. i. — Das ander teyl des alten Testaments. Gedruckt zu Basel bey Adam Petri M.D.XXllI. In Folio. Panzer, Entwurf ji. 177. Nr. I. — Das dritt Teil des Alten Testaments das Register über die Bücher dieses Theils, Hiob, Hohe Lied Salom. Gedruckt zu Basel durch Adam Petri M.D.XXilll. im Christmon. In Folio. Panzer, Annalen II. p. 239. Nr. 2109. Panzer, Entwurf p. 178. Nr. i. _...SL 1523, der zweite im Oktober 1524, der dritte im Dezember 1524. Der Aufgabe, Wittemberger Blätter zu copiren, war Ilolbein von jetzt an über- hoben, da Petri nieht mehr mit Wittcmberger Bildern illustrirtc, sondern die verkleinerten Copien der Holzschnitte der 1480 erschienenen kölnischen Bibel anwendete, welche Schönsperger für seine Ausgabe von 1487 vom Künstler Ih hatte anfertigen lassen und die Johannes und Silvan Othmar in ihren Bibeln von 1507 und 15 18 benutzten. Holbein übernahm die Umarbeitung von fünf für den ersten im Dezember 1523 erschienenen Theil des Alten Testamentes bestimmten Blättern; in vieren schloss er sich wieder cnir an die alten Vorbilder an, während er eines frei komponirte. Im ersten, der Weltschöpfung, ist die Disposition des alten Bildes vollkommen beibehalten und doch das lünzelne gänzlich umgestaltet worden. Beim Titelbild, der Schöpfung des Weibes, ist Adam im Gesichtsausdruck und in der Haltung der Beine und Gottvater in Stellung und Costüm verändert, und von den Thieren nur der Hirsch herüber- genommen. Im äussern Kreis ist der segnende Gottvater frei umgestaltet und sind die steifen Engel der Augsburger Vorlage manigfaltig belebt worden. Die vier Winde in den Ecken sind nicht wie dort nach aus- wärts, sondern dem Bilde zugekehrt, in das sie mit gewaltiger Kraft hineinblasen. Der zweite Holzschnitt, wie Abraham vor den drei Engeln kniet, schliesst sich in der Disposition vollkommen an die Vorlage an, während der dritte, das Passamahl, eine freie, Ilolbein eigenthümliche Composition ist. i\uch auf dem vierten, Nadab und Abihu vom Feuer verzehrt, ist mit scheinbar geringer Veränderung Alles belebt worden. Der fünfte, Bileams Eselin, ist dagegen sogar im Costüm dem Vorbilde angcpasst. Die übrigen Holzschnitte haben mit Holbein Nichts zu thun. Es sind alle 97 Blätter der kölnischen Bibel vorhanden, nur die Bücher Tobias und Judith, die Luther damals noch nicht übersetzt hatte, mit den be- treffenden Bildern Nr. 81 — 84 fehlen. Da Petri eine grosse Anzahl von Künstlern beschäftigte, so sind die Vorlagen in sehr verschiedener Weise behandelt worden. Einzelne l^lätter, wie Jefta, Elkana, Eli's Tod sind Strich für Strich copirt, andere freier nachgebildet. Gemeinsam ist sämmt- lichen Basler Bildern nur, dass das burgundische Costüm der Vorlagen durch- gehends in das zeitgenössische des dritten Decenniams des XVI. Jahrhunderts übersetzt ist. Wer die von Petri beschäftigten Künstler waren, ist unbe- kannt, lunige müssen ganz unbedeutende Handwerker gewesen sein. Andere waren tüchtiger. luncr, welcher u. A. die Opferung des Isaak fertigte, steht in der Mitte zwischen Urs Graf und Holbein. Bezüglich des Formschneiders hat Ilis auf den Buchstaben K hingewiesen, der sich aut einer Wetterfahne in dem Bilde findet, wo der keusche Joseph in's Ge- 4* iängniss geführt wird, und hat dieses Monogramm auf den Namen des Form- schneiders Kupferwurm gedeutet, für welchen sich der Ratli von Basel beim Kaiser Maximilian 1517 verwenden musste, damit er für seine Arbeit am Theuerdank bezahlt werde. ^) * 93. In Nürnberg lieferte den ersten Folionachdruck 1524 Friedr. Peypus.^) Wie in seinem Neuen Testament von demselben Jahre hat er darin haupt- sächlich alte Holzstöcke zusammengestellt. Als Titelblatt des ersten Theiles bringt er — für eine Luther' sehe Bibelübersetzung nicht gerade passend — den Titelholzschnitt, welchen Hans Springinklee für die Lyoner Ausgabe der Vulgata von 1520 gefertigt hatte. Er ist h. 250 br. 162 mm und zeigt ein prächtiges, von Säulen getragenes Gewc)lbe. Auf den Capitälen der Säulen stehen 2 Engelknaben, welche die Tafel halten, worauf der Titel .steht. Durch das Gewölbe hat man Einblick in ein einfaches Zimmer. An der Hinterwand hängt eine Sanduhr, ein Pinsel und ein Rosenkranz, rechts ein Vorhang, welcher zurückgeschlagen ist und Ausblick in eine Landschaft gewährt. Links steht ein Tisch und auf demselben ein Kruzifix. Davor kniet mit gefalteten Händen im Profil von links gesehen, der bärtige Hierony- mus. Der Oberkörper ist nackt, der Unterkörper von einem grossen faltigen Mantel bedeckt. Hinter ihm liegt der Löwe. Unten innerhalb des Säulen- baues ist ein Stück Grasboden sichtbar, auf dem eine Tafel mit dem Mono- gramm liegt. Darauf folgt vor der Genesis, die (h. 137 br. 1 80) Schöpfung der Eva, welche Springinklee für die 1521 in Lyon »per M. Jac. Lacon expensis A. Koberger«^) gedruckte Vulgata als Titelblatt zum Alten Testa- ment angefertigt hatte. Der Holzschnitt führt in eine mit Laubwald be- wachsene Landschaft, in deren Mitte ein See, in deren Hintergrund Felsen sichtbar sind, und die mit den verschiedensten Thieren bevölkert ist. Aut den Bäumen links sitzen Papageien, darunter spielen zwei Hirsche, ein Bock, ein Pferd und ein Kaninchen. In der Mitte, am Ufer des Sees, sieht man Hühner, Reiher, Schwäne, einen Panther, einen Bären, zwei Löwen, ein ^) Zahn's Jahrbücher II. p. 244. 2) Das Alte Testament mit fleyss verteutscht. M.D.XXIIII. Am Ende : Das Ende der bucher Mose. — Das Ander teyl des alUen Testaments mit fleyss verteutscht M.D.XXIIII. Am Ende: Gedruckt zu Nürnberg durch Friderichen Peypus. M.D.XXIIII. — Das dritte teyl des Allten Testaments mit fleyss veiteutscht. M.D.XXIII. Am Ende : Ende des Hohen liedes Salomo. Med. Folio. — Panzer, Annalen der altern deutschen Litteratur II. p. 240. Nr. 211. Panzer, Entwurf der Geschichte der lutherschen Eibclübersetzimg p. 185. Nr. i. Panzer, Geschichte der Nürnbergischen Ausgaben der Bibel , p. 121. Nr. IX. Ebert , Bibliograph. Lexikon. Nr. 2172. 3) Biblia cum concordantiis veleris et novi testamenti, Lyon Clcin 1521. fol. — Panzer, Annales typographici VII. p. 330. Nr. 447. Weigel Kunstlagerkataloge III. Nr. 15477. (6Thlr.) .53 Schwein und eine Kiitzc. Auf dem Apfelbaume rechts sitzt ein Vogel, darunter steht ein Einhorn und ein Kamel. Ganz im Vordergrund liegt der schlafende Adam, den linken P^Ubogen auf einen Stein gestützt, die rechte Hand über das rechte Bein gelegt. Aus seiner Rippe steigt die bis zum Unterkörper sichtbare lockige Eva hervor. Gottvater, der das Wunder bewirkt, ist nicht sichtbar. Am Himmel scheinen Sonne, Mond und Sterne, das Monogramm des Kün.stlers befindet sich am Baumstamme rechts. — Das Titelblatt zum zweiten Theil liess Peypus neu von Erhard Schön im Anschluss an dasjenige der Wittemberger Ausgabe anfertigen. Unter einem Triumphbogen sitzt auf einem Steine nach links gewendet der bärtige Josua mit einem grossen Helm in der linken, der Streitaxt in der rechten Hand, in dunkler Ritterrüstung. Rechts unten steht: 1524 und das Monogramm E.S. Der hauptsächliche Unterschied von dem entsprechenden Blatte der Wittemberger Ausgabe ist, dass Josua nicht wie dort dargestellt ist, wie er siegesbewusst zum Himmel emporschaut, sondern wie er über die Mühsal seiner Kämpfe nachdenkt. Wie durch diese Titelblätter unterscheidet sich das Peypus' sehe Alte Testament auch durch seine Textholzschnitte der zwei ersten Theile von allen übrigen deutschen Bibeln. Sie sind h. 60 br. 87mm, der erste zeigt Gott- vater auf dem Throne, die übrigen schildern die biblischen Ereignisse seit der Vertreibung aus dem Paradiese, dem Thurmbau zu Babel und der (Opferung des Isaak. Sie fanden sich theilvveise schon in der Lyoner Bibel von 15 18, in ihrer Gesammtzahl in derjenigen von 1520. Ein deutscher Künstler, aller Wahrscheinlichkeit nach Hans Springinklee , hatte sie ge- fertigt. Aber auch schon er hatte keine neuen Erfindungen zu bringen gehabt, sondern nur die Aufgabe, die in Italien festgestellte Reihenfolge von Vulgata - Illustrationen , wie sie .sich zuerst in einer in Venedig bei Leonardus Lauredanus 1 5 1 1 erschienenen lateinischen Bibel vorfand, und seit- dem in allen Lyoner Ausgaben der Vulgata stereotyp festgehalten wurde, in etwas vergrössertem Maasstabe zu reproduziren. Dieser von Spring- inklee gelieferte Cyklus alttestamentlicher Darstellungen wurde dann in allen Lyoner Vulgaten der nächsten Jahre ^) beibehalten, bis später Hol- bein von den Gebrüdern Trechsel den Auftrag erhielt, ihn neu umzuarbeiten. — Von den 83 in der Lyoner Bibel von 1521 befindlichen Blättern wieder- holte Peypus in den beiden ersten Theilen seines Alten Testamentes 54, konnte aber noch 8 hinzufügen, die in der Lyoner Bibel nicht gebraucht waren, und die P>mordung des Abel, Hams Frevel, Jacobs Himmelsleiter, Josephs Gefangennahme, ferner, wie die Priester die Bundeslade durch den Jordan tragen, wie die Mauern der Stadt Jericho einfallen, wie die fünf Könige erhängt werden und wie Simson den Löwen bändigt, darstellen. Es ist ^) Lyon Clein 1522. fol. — Panzer, Annales lypographici VIT. p. 332. Nr. 460. u. ff. wahrscheinlich, dass auch diese 8 1 lolzsrhiiitlc schon für eine Lvoncr Aus- gäbe gefertigt waren, aber aus unbcsliinnitcin (iruiKlc weggelassen wurden. In der Peypus'schen Hibel finden sich also aus diesem C'yklus von Vul- gata-Illustrationen 62 lilätter, v^n tlenen 30 dem ersten. 32 dem zweiten Theile angehören. — .Als Titelblatt zum dritten Theil wiederholte l'eypiis den prächtigen Holzschnitt Christus am Kreuz mit Maria und Johannes, welchen Dürer für das von llieronymus llolzel i 3 1 7 gedruckte ICichstädtcr Missale gefertigt hatte. Die in der L\uner Hibel befindlichen Textholz- schnittc hat er in die.sem Theile wetfijelassen und an ihrer Stelle vor dem Psalter den vor Gottvater knieenden David aus Springinklees llortuliis anhnac von 1516^; wieder abgedruckt. Das 1 'eypus' sehe Alte Testamönt ist also interessant, weil es uns einen t^anz andern Illustrationscvklus als den sonst in den deutschen l^ib«jln gewr»hnlichen vorführt. ICs zeichnet sich ausserdem \or allen gleichzeitigen Bibeln durch seine prächtige Aus- stattung au.s, wenn auch nur ein Holzschnitt -- der Schön'sche Josua — 94. für die Ausgabe neu angefertigt wurde. Abgesehen von dieser prächtigen I^^.)lioausgabe hat Nürnberg nur no.ch eine bei Kunigund Ilergottin 1531 erschienene Octavausgabe des ersten Theiles aufzuweisen.-- Die Holzschnitte sind, obwohl sie in der Vorrede .sehr gerühmt wenlen, doch sehr unbedeutend und k« innen schon wegen ihres kleinen lM)rmates - sie nehmen in der Höhe nur den 4tcn, in der l^reite nur (\<:\\ 3ten Theil ck;r Octav.seite ein — keinen künstlerischen Eindruck machen. Sie sind^im ersten Buche Moses am häufigsten, gehen aber nicht durch alle fünf Bücher hindurch. Im 2. Buche, bei den Capitehi, wo vom Bau der Stiftshütte die Rede ist, sind sie etwas grös.ser. In den drei letzten Büchern hören sie c^^änzlich auf. •:• •.• In Strassburg übernahm den Nachdruck ausschliesslich Johann 95. Knoblouch. Er begann 1 5 24 mit einem Octavnachdruckdes ersten Theiles. ^) Derselbe hat die gew()hnlichen 1 1 T^iguren, ausserdem auf der letzten Seite einen Holzschnitt, welcher die aus einer Höhle herau.s.steigende nackte Wahrheit ^) 8" ranzcT Annalcs ly])<)grai)hici VlI, p. 457. Xr. 121. 2; Das Alt Te.stainciit tcutsch. Mit vil sdiüncn Figuren (wie vor Augen erscheinet) und aufis llcissigst Corrigicrt M.D.XXX. Am lOnde: Gedruckt zu Niirenibcrg durch Kunigund Ilcrguttin M.D.XXXI. In Octav. l'anzcr, Entwurf p. 187. Nr. 2. ^) DAS AKTE Testament, deutsch nach ur>piirglichcr I Febreischer warheit. Mit schöner, der schweresten örter aussUgunj;. M. Luther. Zu Strassburg bey Johan Knobloch im Ilornung des M.D.XXIIII. Am Ende: Ciediuckt zu Stia-sburg biv Johann Knobloch. Nach Christi geburt. M.D.XXIIII. am XXV. tag des Ilornungs. In ( »dav. Tänzer, Entwurf p. 188. Nr. I. .._..5S darstellt. Oben steht: ILi^ilWELi, unten: Verum quuni latebris delituit diu, emergit; dasselbe auf der linken Seite griechisch, rechts hebräisch. 96. Knoblouch's übrige Ausgaben sind in Folio ; der erste und zweite Theil erschien 1524, der zweite Theil 1525.^) Im ersten Theil wiederholt er den lllustrationscyklus der cölnischen Bibel d. h. er bringt, ähnlich, wie es in der Baseler Ausgabe von 1523 geschehen war, Copien der in der Othmar'schen Bibel von 15 18 befindlichen Holzschnitte. Im zweiten Theil setzte er diesen lllustrationscyklus nicht fort, sondern brachte verkleinerte Copien der zum zweiten Theil der Wittemberger Original - Ausgabe ge. fertigten Molzschnitte. Im dritten Theil steht hinter der Vorrede das Blatt mit Iliob und seiner Frau, das im Anschluss an dasjenige Wächtlins zu Gersdort's Feldbuch der Wundarznei entworfen ist und später von Steiner in Augsburg in der Folio - Ausgabe von 1527 wiederholt wurde. Knob- 97. louch wiederholte den zweiten Theil mit denselben Holzschnitten 1526, den dritten 1528. 98- In Z ü r i c h veranstaltete 1525 Christoph Froschauer eine aus drei Theilen bestehende Folio- Ausgabe des Alten Testamentes.^) Die Illustrationen des ersten Theiles sind geringe verkleinerte Nachbildungen der eh Bilder der Wittemberger Ausgabe. -Vor dem 2ten Theil steht eine (h. 270 br. 400) Karte des gelobten Landes und der Wüste mit der Darstellung der ein- zelnen an den betreffenden Orten geschehenen Ereignisse. Von Text- Illustrationen enthält dieser Theil eine Anzahl geringer (h. 70 br. 70) Bilder ^) Das Alte Testament, Deutsch nach urspringlicher Ilebrtischer warhcit. Mit schöner der schwersten örter ausslegiing. M. Luther. Zu Strassburg bcy Johan. Knoblouch, im Winter- monat des Jars M.D.XXIIII. Am Ende: Getruckt zu Strassburg durch Johannem Knoblouch, nach Christi geburt M.D.XXIIII. In Folio. — Das Annder tcyl des alten Testaments. Getruck^ zu Strassburg M.D.XXIIII. Am Ende: Gedruckt zu Strassburg durch Johan. Knoblouch, im iar als man zalt nach der geburt Christi, Funn'zehen hundert unnd vier unnd zwentzig. Am ersten tag des Hewmonats. In Folio. — DAs dritte teyl des Allten Testaments. Der Psalter von neuwen durch D, Martin Luther geendert und gebessert (solches zeygen an dise Sternen ** wo sie kommen). Getiuckt zu Strassburg M.D.XXV. Das Register über dis Dritte Teyl such innwendig an disem bladt. Am Ende : Getruckt zu Strassburg bey Johannem Knoblouch. Am Eylfften tag des Mertzen. Nach Christi geburt M.D.XXV. In Folio. — Erster Theil. Panzer, Annalen II p. 240. Nro 21 12; Entwurf p. 189. Nr. 2. Zweiter Theil. Panzer Annalen IL p. 240. Nr. 21 13; Entwurf p. 190. Nr. i. Dritter Theil. Panzer, Annalen II, p. 347« Nr. 2603; Entwurf p, 191c. Die Wiederholung des zweiten Theiles 1526 Panzer, Annalen II, p. 422. Nr. 2953; Fintwurf p. 191. Nr. 2. Die Wiederholung des dritten Theiles 1528. Panzer, Entwurf j). 190 Nr. 3. ^) Das Alt Testament diitsch der ursprünglichen Ebreischen waarhcit nach uflf das aller, trüwlichest verdülschet. 3Theile 1525. fol. — Fehlt in Panzers Entwurf ; cf. Vögelin, Die Holz- schneidekunst in Zürich im 16. Jahrhundert. ji 5Ö zur Veranschaulichung des Tempels, die zum Theil aus Othmars 1523 in Augsburg erschienenen Nachdruck genommen sind. - Der dritte Theil hat drei Holzschnitte, Hiobs Unglück und Glück, sowie David, der zur Harfe seine Psalmen singt. Die beiden letzten Bilder, namentlich der schöne Thronstuhl David's scheinen von einem Schüler Holbeins herzurühren. Von illustrirenden Initialen (h. 4 zeigt eine Lichtung innerhalb eines Laubwaldes, in dem Vögel fliegen, ein Hirsch grast und in dessen Mitte der Apfelbaum steht. Links lässt Gottvater den Adam aus dem Lehm- klose emporsteigen, rechts bringt er dem Erstaunten die neugeschaffene 1) liiblia beyder Alt und Ncwen Testaments Tculsch Getruckt zu Augsj^urg durch IKinrich Steyuer M.D.XXXIIII. Am Ende: Getruckt und vollendet, in der Keyscrlichen und des Reychs statt Augspurg durch Heynrich Stcyner, im jar nach der gcburt Christi. M.D.XXXIIII In Med. Fol. — Panzer, Entwurf der Geschichte der I.uther'sclicn Ijibelübcrsclzung p. 290, Tänzer, IJcschreibung der Augsburgischen Ausgaben der Bibel Nr. 65. 59 in Jugendschöne pran<(cntlc ICva. Der iingUiiibit^- frai^ende l^lick, mit dem Adam das Weib betrachtet, die Art, wie er gleichsam elcktrisirt die I lande emporhebt, ist vorzüglich wiedergegeben. — Die übrigen 1 lolzschnitte des Buches haben mit Scheifelin Nichts zu thun. Diejenigen bis zur Mitte des dritten Buches Moses sind klein und äusserst schlecht, dann konnnen keine mehr bis zur Apokal>'pse, und diese sind Copicn der in der Wormser Bibel gebrauchten. Die Strassburger Bibel erschien bei Wolfgang Kuphl 1530 in Folio 101. unter dem Titel: ..Die gantze Bibel i\lt und Neuw Testament verteutscht durch D. Mart. Luther. Item auch mit zwe}iiundert l^^iguren mehr dann vorhicn nie im Truck aussgangen seind H und zerfällt in 6 Theile. Die Holzschnitte des ersten Theiles, welcher die fünf Bücher Moses umfasst, sind h. 65 br. S5mm. Der er.ste zeigt (lottvater mit der Weltkugel, der auf die neugeschaffene ICrdc hcrabblickt, der letzte L\cn Moses, der vor seinem Tod auf den Berg gestiegen ist und das gelobte Land sieht. Es sind viele Szenen illustrirt, die bisher noch nicht bildlich dargestellt waren, die grösste Sorgfalt ist auf die ersten Blätter, die Schr>pfung der Eva, den Sündenfall, die lumordung des Abel, die Arche Noah verwendet. — Der Zrweite Theil hat dieselbe Titeleinfassung wie der erste. Von den Text- holzschnitten stellt der erste dar, wie (Gottvater den Josua auffordert nach Palästina zu ziehen, der letzte zeigt den Tod des Haman. — Der dritte Thcil hat nur zu Anfang den nackten, von seinem Weibe verspotteten Hiob. In den Propheten fehlen die Holzschnitte gänzlich. In den Apo- kryphen sind sie (h. 48 br. 66) ebenfalls spärlich, der erste zeigt das jüdische PassamahU — Im Neuen Testament findet man vor dem ^Matthäus-, Lucas- und Johannes-Evangelium schöne (h. 80 br. 65) Bilder der Verfasser, da- gegen vor dem Alarcus-l^vangelium nur einen sehr kleinen unbedeutenden Holzschnitt. Vor der Apostelgeschichte sieht man die Ausgicssung des heiligen Geistes, vor den P2pisteln die Verfasser, von denen jedoch der Paulus im Gehäus schon in der Knoblouch'schen Ausgabe von 1524 an- gewendet war. Vor der Apokalypse wird die Vision auf Pathmos wieder- holt, Textholzschnittc hat dieselbe nicht. ^) Panzer, Entwurf p. 283 — 294 gibt den Titel ungenau : Die gantze Bibel Alt und Neuw Testament verteutscht durch D. Mart. I.ulhcr, Register weiset alle Historien und fiir- nchme Spruch über beydc Alt und \ew Testament. Item auch mit 200 Figuren mehr denn vorhin nie im Tiuck ausgegangen. Cidruckt zu Strasburg bei WullTKöpphl im for M.D.XXX. In Folio. 6o 102. Sowohl die Worinser wie die Stnissburj^er Bibel wird an künstleri- schem Gehalt weit übertrofifcn durch die Folio-Ausgabe, welche 153 1 Chri- stoph Froschauer in Zürich veranstaltete. Sie besteht aus zwei Theilen und hat den Titel : :.Die gantze Bibel der ursprünglichen Ebraischen und Griechischen waarheyt nach auffs allertreuwlichest verteutschet. « ^) Am Anfang der Genesis steht die ganze Blattbreite füllend ein nicht sehr ge- lungener (h. 132, br. 176) Holzschnitt mit der Schöpfung des Weibes. Ausserdem enthält das Buch drei Gruppen von Holzschnitten. In erster Linie hat Froschauer die Holzstöcke seines Alten Testamentes von 1525 verwendet. In zweiter hat er 69, darunter 41 gegenseitige, Copien von liolbeins Iconcs vctcris tcstauicnti anfertigen lassen, die derselbe wahr- scheinlich 1523 im Auftrage der Gebrüder Melchior und Caspar Trechsel in Lyon als Illustrationen der dortigen Vulgataausgaben begonnen hatte, die iiber in ihrer Gesammtzahl erst 1538 zur Veröffentlichung kamen. Mit dieser reichen Ausstattung noch nicht zufrieden, Hess er drittens in gleichem Format (h. 60 br. 84) noch weitere 45 Darstellungen schneiden. Der Zeichner benützte dafür die zwei Ilolbeinischen Illustrationen in Petri's Altem Testament, wie die Juden das Osterlamm speisen und wie Bileam auf der Eselin reitet, und eine oder zwei Vorlagen der Lyoner Vulgaten, während er bei der Composition der übrigen Holzschnitte selbständig ver- fuhr. Auf zweien seiner Compositionen (Noah's Rausch auf p. V und dem Untergang Sodoms auf p. IX) hat er sein Monogramm, ein verschlungenes schlungenes S und V, angebracht. — Für das Neue Testament hat Fro- schauer die Bilder der Verfasser aus seinen Ausgaben von 1524 wieder- holt, ferner von Thomas Wolff in Basel die 21 Holbein' sehen Holzstöcke zur Apokalypse geliehen. So ist seine Bibel eine der am reichsten und gediegensten illustrirten, die jemals erschienen sind. Auch in diesen combinirten Bibeln treten uns also zahlreiche Blätter tüchtiger Künstler entgegen. Die Illustration der Wormser Bibel über- nimmt Anton Wönsam, für den Augsburger Nachdruck derselben arbeitet Hans Scheifelin, die Züricher Bibel gibt eine Zusammenstellung alter Blätter Hans Holbeins und neue Arbeiten eines tüchtigen unbekannten Meisters S. V. Hinsichtlich des Zusammenhangs mit früheren Bibeln verrathen die Blätter der Wormser Bibel den grössten Anschluss an diejenigen derWittem-^ berger Ausgaben, während die Holzschnitte der Strassburger unabhängige Compositionen enthalten und in der Züricher Bibel der Lyoner Vulgatacyklus, wie er schon im Peypus' sehen Alten Testament von 1524 vertreten war, mit der Wittemberger Illustrationsreihe um die Herrschaft streitet. Alle *) cf. Vögclin, Ergänzungen und Nachweisungen zum Holzschnittwerk Hans Holbeins d. J. sowie »Die Holzschneidekunst in Zürich im 16. Jahrh.« drei Bibeln sind derart illustrirt, dass sich selbst Luthers Originalausgabe der gesammten Bibelübersetzung, welche 1 534 in I'olio bei Hans Luftt in Wittem- berg erschien, in der Pracht der Ausstattung kaum mit ihnen messen kann. GAP. VI. EMS1£R'S NEUKS TESTAMENT. Usscr dein luthcr' sehen Neuen und Alten Testament und den coni- I binirten liibeln tjcliört nocli eine dritte Classe deutscher Bibeln der Zeit vor 1530 an. Fünf Jahre nachdem Luther' s Neues Testament in die Welt geschickt und trotz der schiirfsten Verbote allerwiirts nachgedruckt worden war, sah die römische Kirche ein, dass diesem Uebcl nur gesteuert werden könne, wenn man eine katholische Uebersetzung vorbereitete, die dem Volke als w^irksames Gegengift in die Hände gegeben werden könnte. Herzog Georg von Sachsen beauftragte seinen Dresdener Secretär I lieronymus lunser, sich dieser Arbeit zu unterziehen. Die erste Ausgabe der von diesem gelieferten 103. Uebersetzung des Neuen Testamentes erschien unter dem Titel : -Das naw testament nach lawt der Christlichen Kirchen bewerten text corrigirt und widerumb zu recht gebracht,:: 1527 bei Wolfgang Stoeckel in l^resden in Folio. ^) Die Illustration leitete Gottfried Leigel, welcher die Wittem- berger Grossfolio- Ausgaben des Neuen und Alten Testamentes mit Holz- schnitten versehen hatte. Das Titelblatt ist in verschiedene Felder abge- theilt. Im obersten schweben vier ICngel, darunter steht in einem Viereck der roth gedruckte Titel. Auf beiden Seiten sind übereinander zwei kleinere Felder, in denen rechts sitzen Matthaus und Lucas, in denen links Marcus und Johannes schreibend • in dem leeren Raum zwischen den Feldern liest man links die Jahrzahl 1527, rechts die Bezeichnung GL. Unter dem Viereck mit dem Titel .schwebt Gottvater, in einen weiten Mantel ge- hüllt, mit der päp.stlichen Krone auf dem Haupte, von der Taube des heiligen Gei.stes getragen. Links unten auf der Frde steht der Heiland. Ueber demselben ist eine Tafel angebracht, auf welche Gottvater mit der rechten Hand zeigt und auf welcher die Worte stehen: Dis ist mein ge- übter Son den .solt yhr gehorchen. Ma. 17 .:. Gegenüber dem Heiland rechts *) Panzer, Versuch einer kiir/en Cleschichte se H«>l/..schnill h. 205 br. 140 befmdet sich aut der Gten Seite. In den Wolken schwebt mit Krone und Mantel Ciottvatcr ; unten auf der h'rde sitzt links auf einem iiberwolblen Throne Maria mit dem Jesus- kinde im Arme, rechts v«>r ihr steht der mit L;ewalliL;en HtJrncrn versehene Mo.ses, der mit beiilen I landen die ( Jesetztafeln hiilt. Josua, David und eine An- zahl Propheten. Auf einer Steinplatte unter dem Throne steht MDXXVII (iL. Vor den JIvani;elien finckn sich i^m.sse ih. 70 br. \) Initialen, von denen die er.ste 1). den schreibenden Matthiius. die zweite J den lesenden Marcu.s, die dritte S den sclnvibenilen Lucas, die vierte J die Vision aufPathmos enthält. Aus.^er diesen Initialen hat das ^Marcus-, Lucas-, und Johannes- ICvauLfelium aber auch noch ie einen iJTo.ssen. drei Viertheile der Folioseitc einnehmenden h. 14; lir. 1 12 selbstantli-zen 1 lolzschnitt. Vor dem Marcus- ICvauLrelium sieht man den Heiland mit der iM-ieden.sfahne auf dem Grabe Stehen, rechts den schlafenden Wiichter. links den hinwei^schreitenden Ltiwcn des Iwan^^elisten: vor dem Lucas-lCvanL;elium die Darstellung Christi im Tempel, davor den Ochsen: v<.>r dem Johannes-ICvani^elium Gottvater mit dem Leichnam Christi und dem heiligen Geiste in den W'olken, davor mit ausgebreiteten Mttii^en den Adler, unten die Bezeichnung MDCCVII GL. ICbenso ist der Holzschnitt vor der Apostelgeschiclite bezeichnet, der in eine mit .spärlichen hohen Bäumen bepHanzte Land.schaft führt, in der die Apustel von einander Abschied nehmen um in alle Welt zu ziehen und die X'jilker zu lehren. Unter den ICpisteln hat nur diejenige an die Rr»mer einen Holzschnitt, welcher dar.stellt, wie das Lferd des Paulus vor Damaskus .stürzt uml er vom himmli.schen Lichte «a-blendet wird. Da ICmser .seine Ausgabe äusserl ich derjenigen Luthers möglich ähnlich machen wollte, so schrieb er nach WittemberLT an Cranach und bat diesen ihm gegen 40 Thaler die für die Luther'sche Uebersetzung angefertigten Original- lu)lzstr)cke der .\})okal\pse zu überla.ssen. ^) 1 )a er diejenigen der Dezember- Ausgabe erhielt, .so war allerdings die ursprünglich auf den Tafeln il, 16 und 17 angebrachte tlreifache päi)stliche Krone mit der einfachen ver- tauscht. Aber auch so ist Lm.sers X'orliebe für die Wittemberj^er Holzstöcke schwerverständlich, wenn man bedenkt, da.ssHerzoLfGeorir in seinem Mandat gegen die Luther" .sehe Uebersetzung au.sdrücklich auf die darin enthaltenen ...schmählichen J'iguren, Päb.stlicher Heiligkeit zu Hohn und Spott:« hingc- ^) KmlVl, liislorischc Nachricht von den ersten vt^llslfiniligcn Bibeln Luthers j). 67. <53 wiesen hatte.*) l^niscr wiederholte sie sammtlich mit Ausnahme der 5ten und 6ten Tafel, die er durch kleinere Blatter des Künstlers (JL (h. 145 br. 114) ersetzte. Die zweite Ausgabe wurde ein Jahr nacliEmsers im November 1527 104. erfolgten Tode auf Herzog Georgs Befehl von Valentin Schumann in Leipzig gedruckt. 2) Sie ist in Octav. Der Titelholzschnitt zerfällt in zwei Theile : oben halten zwei Engeleine Tafel mit dem Titel, unten steht dasherzogl. sächsische Wappen. Nach dem 3^/^, Blätter einnehmenden Register folgt ein Holzschnitt, welcher den Verfasser darstellt, wie er vor dem mit gebundenen Händen an einer Säule stehenden Heiland kniet, der die Dornenkrone auf dem Haupte hat und eine Geissei und das Rohr unter den Armen hält. Neben Kmser steht sein Wappen und zwischen dem Heiland und dem Knieenden ist eine Tafel angebracht, auf welcher steht: Iniqiios odio habui. Legem autan tuavi dilcxi odhti ccclcsiavi )Jialig}uiinciu))i Lt cuui inipiis non scdcbo. . Ganz oben sieht man auf einem Berge ein Schloss und darunter eine Stadt. — Der die ganze Seite einnehmende (h. 112, br. 85) Holz- schnitt nach der Vorrede schliesst sich in der Composition an das Titel- bild der Stöckel' sehen Originalausgabe an. In den Wolken schwebt Gott- vater vom heiligen Geiste getragen und weist mit der Hand auf eine links schwebende Tafel hin, auf welcher man die Wort liest: »Dis ist mein gelibter son den solt ir hören. Mat. 1 7. Jacobus Zebedey Matth. 4. Mar. 3.« dargestellt. Vor den Petribriefen sitzt der Apostel in einer Tempelhalle am Schreibpulte, rechts am Boden liegt der grosse Schlüssel. Vor der Epistel des Johannes wird die Vision auf Pathmos wiederholt. Vor der Judas-P3pistel sieht man den Verfasser nach Hnks ge- wendet schreibend in seinem Zimmer, durch dessen Fenster man Ausblick auf Häuser und einen steilen Berg hat, oben rechts steht: »Judas nicht der Iscariotes Joannis 14.^ Die 21 Holzschnitte der Apokalypse (h. 90 br. 65) sind verkleinerte Copien der in Luther' s Neuem Testament be- findlichen. 105. Die 3te Ausgabe druckte 1528 Peter QuenteP) und versah sie mit 32 Holzschnitten des Anton von Worms. Das kleine (h. 60 br. 80) Blatt unter dem Titel, welches den vor dem Schmerzensmann knieenden Ver- fasser darstellt, ist im Anschluss an dasjenige der Schumann'schen Aus- gabe componirt. Darauf folgen wie in den vorhergehenden Ausgaben (h. 83 br. 62) die Bilder der vier am Schreibpult sitzenden Evangelisten. Mat- thäus, mit einer Kappe auf dem Haupte, ist nach rechts gewendet, davor steht der Engel, der ihm das Tintenfass hält, an der Wand prangt ein Relief mit der Anbetung des Kindes» Marcus ist nach links gewendet und bei- nahe vom Rücken gesehen, links liegt der Löwe, durch das Fenster schaut man in eine Landschaft, wo Christus aus dem Grabe steigt. Lucas, ein junger Mann mit hoher phrygischer Mütze, ist nach links gewendet, davor steht der brüllende Ochse, durch das Fenster sieht man den Heiland am Kreuze. Dem Johannes erscheint auf Pathmos der von Engeln umgebene Heiland. Vor der Apostelgeschichte steht (h. 80 br. 65) die Ausgiessung des heiligen Geistes. Maria sitzt in der Mitte der zwölf Apostel, die sämmtlich Flammen auf dem Haupte tragen, oben schwebt die von breitem Strahlen- kranze umgebene Taube, zwei von geschnörkeltem Rankenwerk überdeckte Säulen schliessen das Ganze ein. Auch die P^pisteln tragen sämmtlich am Anfang das Bildniss ihres Verfassers. Paulus (h. iiobr. 87) der links in einer offenen Halle am Schreibpult sitzt und vor dem der Bote steht, welcher den Brief in P^mpfang nimmt, ist aus Quentels lateinischer Bibel von 1527 wiederholt. Jacobus (h. 80 br. 6y) mit einem Pilgerhut auf dem Haupte, einem Wanderstab in der linken Hand, steht nach links gewendet in einer Landschaft und liest in einem aufgeschlagenen ]-^uche, das er in der Rechten *) Das New Testament. So durch den hochgelarten Ilieronymum Emser saeligen ver- teutscht. Unter des Durchlewchten hochgebomen Fürsten und Herren, Herren Georgen Hertzogen zu Sachssen etc. ausgangen ist Anno M.D.XXVllI. In dem Euenmaent. (Gedruckt zu Cöln bey Peter Quentel.) 8. -- Panzer, Versuch einer Geschichte der römisch-katholischen Jiibelüber' Setzung p. 58 — 60 Nr. 3. Merlo, Leben des Anton von Worms, kennt die Ausgabe nicht. C>5 hält. Petrus (h. 80 br. ()^^_ kniet links und hat seinen grossen Schlüssel vor sich auf den l^oden gelegt, rechts in den Wolken erscheint ihm mit der Weltkugel und dem Kreuze Gottvater, unter dem vier Engel ein Tuch ausgebreitet halten, auf welchem Thierköpfe hegen. Johannes (^h.Sobr. 67) sitzt mit einem Buch auf dem Schoosse in einer Landschaft, in deren Hintergrund man einen Fluss mit Schiffen bemerkt, rechts gegenüber steht der .Adler, in den Wolken schwebt Christus, dem zwei Engel (\^\\ Mantel halten. Der Holzschnitt ist eine Copie nach dem entsprechendem Blatte Hans Holbeins. Judas Thaddaeus (Ji. So br. G']^, eine kleine gedrungene Gestalt, mit einer Keule in der I land und einem grossen Strahlenkranz ums Haupt, predigt dem zahlreich zusammengeströmten Volke. Die 21 Holz- schnitte der Apokah'pse weisen von denjenigen der Wittemberger Aus- gaben des Luther' sehen Neuen Testamentes nur geringe Veränderungen auf Am gelungensten ist der letzte, wo der Engel dem Johannes das neue Jerusalem zeigt. I lier hat .Anton von Worms durch geschickte Behand- lung der Landschaft aus der matten Wittemberger Vorlage ein vorzügliches Landschaftsbild zu machen gewusst. Von Quentel scheint auch die 4te Ausgabe zu sein, die 1529 siiic loco ^06- unter dem einfachen Titel: Das New Testament- in 8" erschien.^) Auf dem Titelblatt ist nur der knieende Emser aus der vorigen Ausgabe wieder- holt, sonst sind keine Holzschnitte darin enthalten. Die 5te Octav- Ausgabe veranstaltete 1529 Valentin Schumann in 107. Leipzig 2) und wiederholte darin die Holzschnitte der 1528 von ihm ge- druckten zweiten Ausgabe. In demselben Jahre druckte Quentel in Cöln unter dem Titel : ;;Das 108. gantz New Testament« auch die 6te Ausgabe inEolio,^) die er mit älteren ^) Das New Tt-slaiiient, So durch ^brachte darin freie Nach- ahmungen der.« i}- I -:*-r^